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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0197
Werner Konold/Bernd-Jürgen Seitz: Das Bio Sphärengebiet Schwarzwald - Mensch und Natur im Einklang
, mit Beiträgen von Walter Krögner, Peter Lutz, Hiltrud Müller-Sigmund, Christian Suchomel,
Wolfgang Werner und Wolfhard Wimmenauer, Silberburg-Verlag, Tübingen 2018, 224 S., zahlr. Farb-
Abb.

Der Leser des „Schau-ins-Land" mag sich fragen, warum hier ein Buch über das Biosphärengebiet vorgestellt
wird - denkt man doch in diesem Zusammenhang zunächst eher an Natur als an Geschichte.
Damit können die beiden Hauptautoren und ihre Mitarbeiter jedoch schnell aufräumen. Die typischen
Charakterzüge der einzelnen im Bio Sphärengebiet zusammengefassten Teillandschaften sind nämlich
nicht nur durch Geologie, Moore, Pflanzen- und Tierwelt gekennzeichnet. Wichtig ist auch die Nutzung
durch Land- und Forstwirtschaft, die das Landschaftsbild - besonders seit dem Hochmittelalter - prägt.
Sie hält durch Beweidung und Mähen große Flächen offen, fördert bei entsprechender Bewirtschaftungsweise
die Vielfalt an Pflanzen und Tieren und bereicherte darüber hinaus das Landschaftsbild mit typischen
Gebäuden und Nutzungsrelikten wie etwa Gebüschstreifen, Mauern, ehemaligen Ackerterrassen
(Stufenrainen) u.v.m. Es kommen auch die Besiedlungsgeschichte, die Burgen und Klöster, Waldgewerbe
und Industrie, die geologische Grundlage und die Nutzung der mineralischen Rohstoffe zur Sprache,
schließlich auch die touristische Nutzung besonders durch Wanderer.

Ein Glossar wichtiger Begriffe, ein Literaturverzeichnis und der Bildnachweis beschließen den
Band. Uberhaupt - die Bilder! Das Buch besticht mit teilweise großformatigen, ausgezeichneten Fotografien
von Landschaften und Aussichten, Pflanzen, Tieren, geologischen Aufschlüssen, Nutzungsrelikten,
Siedlungen und nicht zuletzt der Menschen, die diese Landschaft gestalten. Mit diesem Buch dürfte das
Biosphärengebiet nun auch deutlich in der breiten Öffentlichkeit angekommen sein. Es stellt sicher ein
Standardwerk dar, das auf den unterschiedlichsten Gebieten zahlreiche Forschungen und Projekte inspirieren
wird und dem man viele Leser und Schauer (Bilder!) wünscht. Heiko Wagner

Gerd Krumeich: Die unbewältigte Niederlage. Das Trauma des Ersten Weltkriegs und die Weimarer
Republik, Verlag Herder, Freiburg u.a. 2018, 331 S., Abb.

Gerd Krumeich, ehemaliger Professor für Geschichte an den Universitäten Freiburg und Düsseldorf,
beginnt sein Werk mit der Aussage, dass der in Deutschland so viel gescholtene Versailler Vertrag ein
ganz normaler Friedensschluss gewesen sei. Verglichen etwa mit dem Frieden von Brest-Litowsk, den
das Deutsche Reich mit der Sowjetunion nur ein Jahr zuvor geschlossen hatte, kann man dem Autor nur
zustimmen. Woher stammte dann diese vehemente Ablehnung des Versailler Vertrages vor allem in der
Weimarer Republik? Der Autor listet die Gründe dafür in seinem Buch auf. Ein Hauptmotiv lag wohl
darin, dass die deutschen Militärführer, allen voran Ludendorff und Hindenburg, es fertig brachten, die
Schuld für die Niederlage der Heimat zuzuschieben. „Im Felde unbesiegt" hieß die fragwürdige Parole
nach dem Ersten Weltkrieg. Dabei, so der Autor, hatten vielmehr falsche Planungen der Militärs und gravierende
Mängel des deutschen Verwaltungsapparates dafür gesorgt, dass Frust und Kriegsmüdigkeit an
der Front und in der Heimat überhandnahmen. Wofür, so fragten sich manche Soldaten, sollte ich ,meine
Haut noch zu Markte tragen4, wenn daheim Hunger einerseits und maßlose Bereicherung der Eliten andererseits
herrschten? Der Autor verwendet für das Verhalten vieler Soldaten den Terminus „Verdünnisieren
". Immer mehr Soldaten entzogen sich nämlich, je länger der Krieg andauerte, der Einberufung und
dem Dienst an der Front. Nicht wenige erkannten auch, dass die Behauptung der Propaganda, man führe
einen Verteidigungskampf, nicht stimmte, vor allem wenn man die exorbitanten territorialen Kriegsziele
von Militärs und nationalistischen Politikern daheim vernahm. Neben der Propagandalüge, das Heer sei
von hinten erdolcht worden, trug vor allem zum Hass gegen den Versailler Vertrag und alle, die ihn gezwungenermaßen
unterzeichnen mussten, bei, dass viele Deutsche schon vor dem Krieg in einer realitätsfernen
Welt lebten. Man hatte ihnen weisgemacht, dass das Reich eine in der Welt benachteiligte Nation

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