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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0205
Zeitenwende / Le Tournant 1918/1919. 3 Länder, 30 Ausstellungen / 3 Pays, 30 Expositions, Begleitband
zur Ausstellungsreihe des Netzwerks Museen und zur Uberblicksausstellung im Dreiländermuseum, hg.
von Markus Moehring (Lörracher Stadthefte 27), Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2018, 164 S., Abb.

Am 11. November 1918 wurden der Waffenstillstand und schon am 28. Juni 1919 der Friedensvertrag
unterzeichnet (gemessen an der Zeit nach 1945 eine sehr kurze Spanne); damit war der Erste Weltkrieg
beendet. Hundert Jahre später haben das Dreiländermuseum Lörrach und Partnermuseen eine eindrucksvolle
Ausstellung zusammengetragen. Das Unternehmen konnte gelingen, weil aufgeschlossene Zeitgenossen
in der Schweiz, im Elsass, in Baden und in der Pfalz seit langem vertrauensvoll zusammenarbeiten
. Der Katalog zeigt, wie wenig selbstverständlich das ist.

Gut reproduzierte Abbildungen von Kunstwerken, Plakaten, Karikaturen lenken den Blick auf Brüche
und Aufbrüche. Da mahnen Zeugnisse aus einer uns fernen Welt, die mit den Folgen des mörderischen
Krieges ringt; dort begegnet das tastende Suchen nach dem Ungewohnten, das uns längst vertraut
ist. Zu Exkursen genutzte Bildlegenden und knappe Texte setzen Hintergrundwissen voraus, regen aber
auch an, das Gesehene in weite Zusammenhänge einzuordnen. Der Rhein war wieder zu einer Staatsund
Zollgrenze geworden; er sollte auch zu einer Sprachgrenze werden - was zur Zweisprachigkeit des
Katalogs führte.

Deutlich werden Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten. Not und Entbehrungen herrschten auch
in der Schweiz; sie war neutral geblieben, hatte aber unschätzbare humanitäre Hilfe geleistet; im November
1918 stand sie am Rande eines Bürgerkrieges. Unterschiede werden in der Gedenkkultur deutlich:
Bis heute lebt sie breit weiter in Frankreich, verhalten in der Schweiz; in Deutschland überlagerte die
Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg jahrzehntelang das Erinnern an die
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

Von Befriedung konnte 1919 keine Rede sein. Passierschein, Visum und Vertreibung zeigen, wie
sehr Misstrauen das Verhältnis der Staaten bestimmte. Weitere Ausstellungsstücke führen vor Augen,
dass 1919 über Lörrach der Belagerungszustand verhängt wurde, dass 1923 in Mannheim Brotkarten und
in Freiburg Notgeld ausgegeben werden mussten, dass Opfer des Krieges noch jahrzehntelang der Hilfe
bedurften.

Ausführlich dokumentiert die Ausstellung höchst verschiedenartige Zeichen einer Zeitenwende: Das
Wahlrecht für Frauen (1919 im Deutschen Reich eingeführt); die Staustufe im Rhein bei Kembs (1928
bis 1932 gebaut, erleichtert sie die Schifffahrt); den Aufschwung der Chemieindustrie (durch den Krieg
gefördert); den Aufbruch in den bildenden Künsten; die Suche nach Frieden auch durch Förderung der
Europaidee, die schon im 19. Jahrhundert da und dort aufgekeimt war. Erst nach der weit schlimmeren
Katastrophe des Zweiten Weltkrieges kamen die Neuerungen Millionen von Menschen zugute.

Wer über die Jahre nach 1918 arbeitet, wird gern zu dem sorgfältig lektorierten Katalog greifen. Ein
Ubersehen wie „Höhle" statt „Hölle" (in einer Bildlegende, S. 144) ist kaum zu vermeiden; doch möchte
der Rezensent darum bitten, im Interesse der Lesbarkeit künftig keine weiße Schrift auf hellgrauem
Untergrund zu bringen. Norbert Ohler

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