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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0213
Freiburgern auch heute noch am Herzen. Ausdruck dieser Wertschätzung ist die große bestandsichernde
Sanierung und Renovierung zwischen 2015 und 2017 durch die Gesamtkirchengemeinde sowie die
Herausgabe einer Publikation über das traditionsreiche Waldheiligtum mit Peter Kalchthaler als Autor.
Er durchforschte die Quellen und beantwortet Fragen zum Ursprung der Wallfahrt, zu Bau-, Kunst- und
Besitzgeschichte. Gleich zu Beginn geht er auf den Zusammenhang zwischen dem Freiburger St. Ottilien
am Südhang des Rosskopfs im Mußbachtal und dem Kloster auf dem Odilienberg im Elsass ein, dessen
Gründerin und erste Äbtissin Odilia, die Tochter des Herzogs Etticho, war.

Er vermittelt den Inhalt der Legende, klärt deren Uberlieferungsgeschichte. Odilias wundersame
Heilung von angeborener Blindheit bei der Taufe durch Bischof Erhard von Regensburg wird schon um
900 im frühsten in St. Gallen aufbewahrten Legendentext erwähnt. Die Geschichte ihrer Flucht über
den Rhein, um einer Verheiratung zu entgehen, und das Wunder ihrer Errettung vor den vom Vater ausgesandten
Verfolgern in einem sich öffnenden Felsen, aus dem fortan eine Quelle floss, wurde jedoch
erst um 1700 schriftlich festgehalten. Autor war Hugues Peltre aus der Chorherrengemeinschaft der Prä-
monstratenser, die im 16. Jahrhundert den Odilienberg und die Wallfahrtspflege dort übernommen und
erfolgreich gefördert hatten.

Die Anfänge der Wallfahrt und der Kapelle bei Freiburg lassen sich nicht genau fassen. „Die Zeitangaben
schwanken zwischen dem 7. und dem 13. Jahrhundert" (S. 8). Der heutige Bau ist eine Stiftung
des reichen Freiburger Bürgers Peter Sprung und seiner Frau Elisabeth Zehenderin von 1503. Aus dem
Kapital der Stiftung wurde auch der Wallfahrtsbetrieb finanziert; ein Waldbruder versah den Mesnerdienst
. Der Autor vermittelt eine Vorstellung von der Volksfrömmigkeit, führt präzise durch die Bau- und
Besitzgeschichte und nennt die Quellen. Breiten Raum nimmt dann die Kunstgeschichte ein, belegt durch
zahlreiche Farbfotografien. Kritik lässt er anklingen bezüglich der Renovierung in den 1960er-Jahren,
bei der Wandmalereien aus der Peter-Sprung-Zeit entdeckt und restauriert wurden: „Dafür opferte man
die gesamte barocke Gestaltung, entfernte den Wandputz und vor allem die von Franz Joseph Vogel gestaltete
Stuckdecke mit den Gemälden Johann Michael Saurs, in deren Zentrum die Taufe Odilias stand.
Aus heutiger Sicht muss man - bei aller Wertschätzung für die spätgotischen Malereien - diese Maßnahme
bedauern ..." (S. 19).

Auch die Gestaltung der Quellgrotte kann man verfolgen in Wort und Bild. Bis zu einer großen
Baumaßnahme ab 1714 zur Behebung von massiven Schäden aus dem kriegerischen 17. Jahrhundert und
dem Spanischen Erbfolgekrieg hatte sie keine Verbindung mit dem Hauptbau. Dreimal ist der Innenraum
mit der Felsstaffage und der hinab führenden Treppe abgebildet: in einem Wasserfarbenbild aus dem 18.
Jahrhundert, einer Zeichnung aus dem Tagebuch von Cecile und Felix Mendelssohn Bartholdi von 1837
und einer aktuellen Fotografie. Was Peltre festgehalten hat, dass das heilsame Wasser „noch auff disen
Tag fliesset" und den Augen wohltut, stimmt immer noch. Peter Kalchthaler hat erstaunlich viel Information
auf 40 Seiten gepackt und verständlich und ansprechend vermittelt. Renate Liessem-Breinlinger

Diemuth Königs: Juden im Fricktal. Geschichte einer Minderheit vom 13. bis zum 20. Jahrhundert,
Schwabe Verlag, Basel 2016, 278 S., Abb.

Nach einer allgemeinen Ubersicht zur Geschichte der Juden im Reich bis 1348 entwickelt die Autorin
die Schicksale der jüdischen Gemeinde im Fricktal, die nur wenige Familien umfasste, in einem großen
Längsschnitt vom Beginn des 14. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert.

Die Bezeichnung „Fricktal" im Titel ist dabei ungenau, denn zum untersuchten Gebiet gehörten auch
die Städte Rheinfelden und Laufenburg, die zusammen das habsburgische Amt Rheinfelden bildeten.
Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen 1415 blieb das Amt Rheinfelden der einzige
linksrheinische Besitz der Habsburger in den Vorlanden bis 1797/1801. Hier wäre eine Karte zur Information
hilfreich gewesen (so z.B. die Karte „Fricktal" im Historischen Lexikon der Schweiz).

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