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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0076
Von der Zähringer Straße aus betrachtet, sah man um 1830 auf dem Grundstück vor allem
das stattliche Wohnhaus der Familie Franz Xaver Kuenzer sowie im Hintergrund ein Wirtschaftsgebäude
des ehemaligen „Tennenbacher Hofes", das ein Teil der Kuenzer'schen Weinkellerei
wurde, außerdem am rechten Rand das sogenannte „Abtshäuschen" (Abb. 2) - über die
letzteren zwei wird später berichtet. Im „Herrenhaus" waren sicher nicht nur der Wohnbereich
und die Repräsentationsräume der Familie Kuenzer untergebracht, sondern auch Teile der Fabrikverwaltung
.46 Der Enkel von Franz Xaver, Adolf Georg Kuenzer, beschreibt sein dreistöckiges
Elternhaus als ein großes Patrizierhaus im Weinbrenner-Stil mit zwei breiten Treppenaufgängen
und 21 Zimmern um einen prächtigen Saal mit Parkettfußboden aus verschiedenfarbigen Holzarten
und einem Deckengemälde.47 Merkwürdigerweise liegen keine Angaben über den Architekt
dieses Herrschaftshauses vor, das anfangs der 1820er-Jahren errichtet worden sein dürfte;
also in jener Zeit, als der Weinbrenner-Schüler Christoph Arnold als Baumeister in Freiburg
(1819-1835) tätig und für die Planung und Bebauung der Vorstadt Neuburg verantwortlich war,
aber ebenso in eigener Regie etliche Privatgebäude dort entwarf und bauen ließ. Friedrich Hefele
vermutet, das Gebäude könnte vom damaligen Stadtbaumeister Jakob Straub stammen.48 Walter
Vetter reiht das Kuenzer'sche Herrenhaus in die Stilepoche des Romantischen Klassizismus
ein und vergleicht seine Bauweise mit dem seinerzeitigen Chemischen Untersuchungsamt am
Schlossbergring, dem Stahlbad in Littenweiler und dem Naturkundemuseum in der Gerberau;
auch wurde die heutige Hautklinik in der Hauptstraße mit dem Herrenhaus verwechselt.49 Interessant
ist, dass das Kuenzer'sche Herrenhaus im Zentrum eines großformatigen „Panorama von
Freiburg" aus der Zeit um 1830/1840 abgebildet ist, umrahmt von 41 Gebäuden großherzoglicher
, adliger, städtischer, klerikaler, universitärer und privater Provenienz sowie von Brunnen
und Gärten. In einer zweiten, 1838 entstandenen und „Seiner königlichen Hoheit dem Großherzog
LEOPOLD von Baden" gewidmeten Panoramagrafik der Stadt, befindet sich unter den
19, am Rand dargestellten Bauwerken unten rechts das Kuenzer'sche Herrenhaus abgebildet. In
beiden Fällen wird damit deutlich, dass sowohl das Wohnhaus selbst als auch dessen Besitzer
und die Zichorienfabrik von lokaler Bedeutung gewesen sein müssen. Hierzu passt folgende
Aussage: „Die Cichorienfabrik, Essig- und Champagnerfabrik von Kuenzer & Comp, wird stark
betrieben und hat ein herrliches Gebäude vor dem Zähringerthore [.. .]."50

Auf dem Areal der Kuenzer'schen Zichorien- und Champagnerfabrik, das eine Fläche in
der größten Breite von 74 m und in der größten Länge von 105 m, also etwa 77 Ar eingenommen
hat, mussten weitere Gebäude, vor allem Fabrikationshallen, Häuser für die Konfektionierung
und den Versand sowie Mühlen, aber genauso Gebäude für technische Einrichtungen und
Werksangehörige errichtet werden.51 In einem „Plan über die Fabrik, den Hofraum und Gar-

Walter Vetter: Neuigkeiten vom Herrenhaus, in: Badische Zeitung vom 21.08.1978; Ders. (wie Anm.
31).

Stiftungsverwaltung Freiburg, Stiftungsakten Ottilie Kuenzer (10.01.2019). Entsprechend gehoben war
auch die Einrichtung, die teilweise längere Zeit im Augustinermuseum ausgeteilt war. Siehe: Häuser.
Bürger. Geistesgrößen - Freiburg im 19. Jahrhundert, hg. vom Augustinermuseum Freiburg, Redaktion:
Maria Schüly, Waldkirch 1984, S. 93.

Hefele (wie Anm. 13); Gerhard Everke: Christoph und Friedrich Arnold - zwei Architekten des Klassizismus
in Baden, Diss., Freiburg 1991; Hermann Flamm: Zur Topographie der Vorstadt Neuburg, in:
Schau-ins-Land 41 (1914), S. 34-36.
Vetter (wie Anm. 46).

Eugen Huhn/Johannes Poppel: Das Großherzogthum Baden in alter und neuer Zeit, Darmstadt 1843, S.
49-80.

Werner Johannes: „Halb Kloster, halb Palast". Das Herderhaus in Freiburg, in: Freiburger Diözesan-Ar-
chiv 136 (2016), S. 241-248, hier S. 244.

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