Universität Freiburg. Institut für Ur- und Frühgeschichte, Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die römischen Bildwerke an der Belsener Kapelle
Tübingen, 2000
Seite: 7
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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deckt sind . An dem Männchen von Belsen ist noch am Ende des
18. Jahrhunderts zwischen den Knieen etwas zu sehen gewesen :

M. Duncker , AVB1. 16, 1904 S. 401 : Zwischen den Knieen
scheint die Gestalt einen Gegenstand zu halten, den ein
Besucher 1782 für eine Opferschüssel hielt .

In Wirklichkeit hat es sich um den Phallus gehandelt. Aber
schon von Gustav Schwab wird davon nichts mehr berichtet .
Wahrscheinlich ist der Phallus , wie der des Männchens von
Emmetzheim ( s. u. ) in der Zeit des Pietismus entfernt worden.

Dass an dem Männchen von Belsen früher ein Phallus angebracht
gewesen ist, wird schon seit langer Zeit angenommen ,
so von J. W. Wolf , Beiträge zur Deutschen Mythologie , 1852 S.
109 , dann von

Theophil Rupp S. 40 : Der Phallus kann , namentlich wenn
der Gebrauch des Abschabens und Einnehmens auch in
Deutschland üblich war , wie Wolf annimmt, nach Jahrhunderten
nicht mehr sichtbar sein , wenn er nicht , was das
wahrscheinlichste ist und die eigentümliche Abrundung anzudeuten
scheint , schon beim Einsetzen in die Giebelmauer
entfernt wurde.

( Eigene Bemerkung : Mit dem Abschaben und Einnehmen ist
ein in den Niederlanden mit den Phallusmännchen betriebener
Fruchtbarkeitszauber gemeint, der aber bei dem Phallusmännchen
von Belsen nicht nachweisbar ist ) .
C. Gundermann S. 72 : Richtig beobachtet hat man längst
die merkwürdige Rundung des Unterleibs , der ganz unten
sofort sich hoch erhebt und dann dort verflacht , wo man
eigentlich die Schwellung erwartet .

Diese Abrundung könnte der Rest des Phalllus sein. Weitere Zitate
:

Erich Jung S. 394 : Wolf in seinen Beiträgen zur deutschen
Mythologie glaubt , dass zwischen den Beinen des Männchens
ein Phallus weggemeißelt ist .

A. G. Kolb , WVjH N. F. 12, 1903 S. 63 : In Württemberg
wurden die als simulacra abonimanda empfundenen Figuren
verstümmelt und ihnen so das Anstössige genommen .

Wolfgang Metzger , Die romanischen Relieffiguren an der
Plieninger Martinskirche S. 80 : Altere "Männleinplastiken"
hatten diese Scheu ursprünglich nicht, sie wurden aber
später korrigiert. Eine unzerstörte Form ist wenigstens
noch als Abbildung erhalten , das Steinbild von Emmetzheim.
Alfred Weitnauer S. 40 : Das Männchen am Westgiebel der
Kirche von Belsen und das von Hemmendorf haben ganz
offensichtlich eine spätere "Bereinigung" über sich ergehen
lassen müssen .


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