http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000/0016
- 8 -
Zum Männchen von Hemmendorf wird verwiesen auf Heft XI S.
614-622 . Dieses Männchen ist mit einer keltischen Kapuze ( cu-
cullus ) bekleidet , es hatte einen Phallus , der offenbar später
entfernt worden ist .
Nicht beizupflichten ist der von Gundermann vertretenen Meinung,
dass es sich bei der hier in Frage stehenden Figur um eine Darstellung
der römischen Göttin Herecura handelt. Gegen diese
Meinung spricht schon der an der Figur angebracht gewesene
Phallus . Auch ist nicht denkbar , dass die bei einer Göttin vorauszusetzende
Gewandung bei der Figur überall so stark abgewittert
ist , dass von ihr nichts mehr gesehen werden kann.
Haug/Sixt S. 280 : Jedoch erscheint es unmöglich, dass die
Gewandung völlig verschwunden sein soll, während die Beine
sehr deutlich erhalten sind.
Ebenso auch Fastenau S. 54 . Eine Statue der Herecura mit vollständig
erhaltener Gewandung befindet sich im Stuttgarter Lapidarium
( Die Römer in Baden-Württ. Abb. 394 ).
Das Phallusmännchen von Emmetzheim
Wie schon vor ISO Jahren erkannt worden ist , hat das am Westgiebel
der Belsener Kapelle angebrachte Männchen große Ähnlichkeit
mit dem Phallusmännchen von Emmetzheim.
/. W. Wolf , Beiträge zur deutschen Mythologie 1852 S. 109 :
Dieses Emmetzheimer Bild ist genau dasselbe, wie der sog.
Zwerg an der Kapelle von Belsen .
A. C. Kolb , WVjH NF 12, 1903 S. 63 : Die von Wolf in den
Niederlanden, in Emmetzheim und in Württemberg gefundenen
Priap-Bilder zeigen alle denselben Typus : Der unbekleidete
Mann ist als Flachrelief aus einer Steinplatte herausgearbeitet
. Die Beine sind heraufgezogen , die Arme liegen
entweder vorn über dem Leib und halten den Phallus oder
sind in Kopfhöhe erhoben. Der Phallus ist bei den niederländischen
Bildern und bei dem bayrischen Bild noch vorhanden;
dort ist abergläubischer Mißbrauch durch kinderlose Frauen
bis in die neuere Zeit verbürgt .
( Eigene Bemerkung : Was unter Priapus zu verstehen ist ,
wird in einem der späteren Zitate gesagt ) .
Georg Troescher S. 33 : Leider ist der noch im 18. Jahrhundert
in Emmetzheim vorhanden gewesene Unterteil eins römischen
Grabmals zerstört worden , wo an einer Quaderfläche
das Motiv in einer besonders ausgeprägten und der uns-
rigen sehr nahe kommenden Gestalt auftritt .
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000/0016