http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000/0021
- 13 -
Pauly-Wissowa , Reallexikon der classischen Altertums-
Wissenschaften 42. Band , 1954 Sp. 1914 : Priapus , ithyphal-
lischer Gott der animalischen und vegetabilischen Fruchtbarkeit
und überhaupt Segenbringer und Unheilwehrer. Als
Priapus bezeichnete man bis ins Mittelalter und noch später
das männliche Glied.
Nicht überall kann gefolgt werden der Deutung der Emmetzheimer
Bildwerke durch den Archäologen Rudolf Egger :
Erich Strassner S. 94 : Nach Sichtung des Materials, das
ich ihm übersandte, hat nun Prof. Dr. Rudolf Egger ( Wien)
eine Deutung gegeben , die in Anbetracht des Vergleichs-
Materials wohl als endgültig anzusehen ist . Sie wird hier
mitgeteilt :
1 ) Es handelt sich bei den Steinen von Emmetzheim um
provinzialrömische Arbeiten der Zeit um 200 n. Chr.
2 ) Der hockende Mann verrichtet seine Not , einen
apotropäischen Akt , der den Ort schützen soll . Die
weibliche Büste ist gut einheimisch ( keltisch ) und
absolut unrömisch , wie der Hockende gut römisch ist .
Die Frau ist als Muttergottheit , als eine der Matres
oder Junones zu bezeichnen .
3 ) Der Viergötterstein passt gut zu ähnlichen Funden im
Rheinland. Die erhobenen Hände stellen einen Gebetsoder
Opfergestus dar, wie es etwa die Götter auf dem
Kessel von Gundestrup tun .
4 ) Die Mischung von Römischem und Einheimischem ,
die rohe Arbeit , aber auch die fehlerfreien Texte der
Votivsteine sind echte Denkmäler der Randzone des
Römischen Reiches .
Das Phallusmännchen von Emmetzheim kann nicht als ein Mann,
der seine Notdurft verrichtet , gedeutet werden . Von Egger wird
dafür kein Beispiel angeführt . Dann wäre auch nicht zu erklären
, dass mit dem Männchen ein Fruchtbarkeitszauber betrieben
worden ist . Die fehlerfreien Texte können auch nur auf den Abbildungen
enthalten gewesen sein.
Nach Strassner S. 95 zeigen die Kultsteine von Emmetzheim einheimische
Überlieferung , die unter prägendem römischem Einfluss
steht . Auch von Jung S. 399 werden sie als keltisch-römisch
bezeichnet .
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000/0021