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werden . Auf dem Wunnenstein , dem freistehenden, das
Umland 150 m überragenden Bergkegel bei Großbottwar,
fand Ganzhorn römische Ziegel. Da auf dem Berg eine
uralte Michaelskirche stand , könnte auch hier ein gallisch
-römischer Tempel gestanden haben als Kultmittelpunkt
für die dicht besiedelte Gegend.
Diese Beispiele sind von mir in Heft XI S. 437-439 besprochen
worden. Ein weiteres Beispiel :
Friedrich Behn , Römertum und Völkerwanderung III, 1963
S. 431: Eine ungewöhnliche Baugeschichte hat die kleine
"Bergkirche" im Inneren von Rheinhessen auf einer Höhe
zwischen den Dörfern Undenheim und Schornsheim , die
weithin ins Land grüßt . Eine kurze Ausgrabung ergab
einen merkwürdigen Befund . In geringer Tiefe fand sich
eine Schicht unverkennbaren römischen Bauschutts. Der
Grundriss der Kirche hat eine ungewöhnliche Form : Der
Baukörper ist mehr breit als lang . Der vom üblichen
Schema so stark abweichende Grundriss erklärt sich am
ehesten durch die Annahme , dass er aus einer älteren
Bauperiode unverändert beibehalten worden ist . Der in
einem der Strebepfeiler des gotischen Chores eingebaute
römische Viergötterstein ist sicherlich nicht von weither
auf den Berg geschleppt worden .
Diese Kirche hat also nur auf einer Anhöhe gestanden.
Aber nicht nur auf Bergen und Anhöhen , sondern auch sonst
sind Kirchen an der Stelle von gallorömischen Tempeln errichtet
worden :
Luden Pfleger , Die elsässische Pfarrei , 1936 S. 18 : Bei
mehr als einer Kirche, in der sich Göttersteine eingemauert
fanden , dürfen wir als sicher annehmen, dass sie
einem heidnischen Fanum nachfolgte.
Hans Erich Feine , Kirchliche Rechtsgeschichte 5. Aufl.
1972 S. 162 : Die Urkirchen der Großpfarreien wurden
vielfach an alten heidnischen Kultstätten , mitunter auf
Tempeln , errichtet .
Bernhard Maier , Lexikon der keltischen Kultur und Religion
1994 S. 211 : Die Tempel wurden nicht selten durch
christliche Kirchen ersetzt .
Bruno Boesch , Onoma 20 , 1994 S. 185 : Heidnische Kultstätten
durch eine christliche Kirche zu "entgiften" war
ein beliebtes Verfahren.
Die Meinung , dass auf dem Belsener Kapellenberg ein gallorömi-
sches Heiligtum gestanden hat , wird schon seit langer Zeit
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