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Widderköpfen passt auch nicht in das Gefüge der Mauer der heutigen
Westfassade . An beiden Steinen sind oben rechts und links
kleine viereckige Ausschnitte weggemeißelt worden , um sie an
die obere Steinlage anzupassen . Das ist stümperhaft und unschön
und entspricht auch nicht den Regeln der Steinmetztechnik.
Auch daraus muss geschlossen werden , dass die Bildwerke älter
als die heutige Kapelle und nicht erst im hohen Mittelalter
entstanden sind. Dazu kommt , dass die Bildwerke , wie in Anhang
I dargelegt werden soll , früher rauher und dunkler gewesen
sind wie die sie umgebenden Mauersteine der Westfassade.
Allenfalls wäre denkbar, dass die hier in Frage stehenden Bildwerke
bei der Erstellung der Vorgängerkirche der heutigen Kapelle,
also in karolingischer Zeit ( s. Anhang I ) , in Nachahmung von
gallorömischen Vorlagen hergestellt und in die Vorgängerkirche
eingebaut worden sind . Auch die Grauen erregenden Bildwerke
von Forchtenberg und Maursmünster sind derartige Nachahmungen
. So könnte etwa das Phallus-Männchen eine Nachahmung
sein , kaum jedoch die prägnanten Tierköpfe , insbesondere der
Stierkopf. Zu dem letzteren:
OAB Rottenburg U, 1900 S. 261 : Auch wenn man die
starke Verwitterung der rohen menschlichen Figur in
Rechnung stellt, fällt es schwer, sie ihrer zeitlichen Entstehung
nach mit dem auffallend gut gearbeiteten Stierkopf
zusammenzustellen.
Übrigens würde es im Endergebnis nichts ausmachen , ob die
Bildwerke römisch oder nur Nachahmungen römischer Originale
sind . So oder so können aus ihnen die gleichen Schlüsse gezogen
werden . Auch die Originale müssen sich auf dem Kapellenberg
befunden haben .
Die früher angebracht gewesenen Sonnen
In der bei Sattler enthaltenen Zeichnung des Westgiebels der
Belsener Kapelle sind drei mit einem Strahlenkranz umgebene
Sonnen abgebildet, zwei rechts der Widderköpfe , eine unterhalb
der Schweinsköpfe. Das wird bestätigt von
v. Jaumann S. 34 : Seitwärts zuerst eine Sonne, dann in
einer höheren Reihe zwei Sonnen , eine größere und eine
kleinere .
Von diesen Sonnen ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts nichts
mehr zu sehen , nicht einmal auf dem um 1900 im Auftrag Gun-
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