Universität Freiburg. Institut für Ur- und Frühgeschichte, Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die römischen Bildwerke an der Belsener Kapelle
Tübingen, 2000
Seite: 46
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Erich Jung S. 386 : Noch das Trienter Konzil verbietet
ausdrücklich , dass beim Bau von Kirchen und Kapellen
der Chor nach Norden gewendet wird . Dieser soll nach
Osten zeigen, aber mit dem ausdrücklichen Zusatz,
nach dem Aufgangpunkt der Sonne bei der Tag- und
Nachtgleiche , nicht nach dem Aufgang der Sonne zur
Zeit der Sommer- oder Wintersonnenwende .

Dazu eine Stelle aus dem Leben des Abtes Wilhelm , des Klostergründers
von Hirsau :

Karl Greiner , Schwäbische Heimat 17, 1966 S. 212 : In
dem Nachruf , den der bekannte Chronist Bernold dem
1091 verstorbenen Abt Wilhelm von Hirsau gewidmet hat,
werden auch seine hervorragenden wissenschaftlichen
Leistungen hervorgehoben. Es heißt dort: Nach dem
Vorbild der Halbkugel des Himmels erdachte er ein natürliches
Horologium ( Stundenanzeiger ). Er zeigte, wie
man durch zuverlässige Versuche die natürlichen Solsti-
tien oder Tag- und Nachtgleichen und den Stand der
Welt findet .

Georg A. Narciß , Klosterleben im Mittelalter 1989 S. 160 :
Er zeigte , dass man die Sonnenwende und die Tag- und
Nachtgleiche durch gewisse Versuche feststellen kann.

Es liegt nahe , dass diese Kenntnisse auch bei der Erbauung der
Kirchen, insbesondere derjenigen der Hirsauer Bauschule, benutzt
worden und dass die Baumeister bestrebt gewesen sind ,
den Aufgangpunkt der Sonne zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche
an den Kirchen zu kennzeichnen . Beispiele dafür sind mir zwar
nicht bekannt , doch muss es sie geben:

M. Duncker , Reutlinger Gesch. blätter 21, 1910 S. 77 : Eine
derartige Öffnung ist an romanischen Kirchen nicht
selten, wenn auch solche meist paarweise vorkommen.

Wie in Anhang I dargelegt wird, gehört die heutige Belsener Kapelle
der Hirsauer Bauschule an.

Wahrscheinlich gehen die "gewissen Versuche" des Abtes Wilhelm
auf uralte Zeiten zurück . Mit dem Sonnenkult verbundene "Sonnenvisiere
" hat es schon in der Jüngeren Steinzeit gegeben .

Sylvia und Paul F. Botheroid , Lexikon der keltischen
Mythologie, 1992 S. 311 : An der Rückwand des Kammergrabes
von Newgrange ( Irland ) befindet sich jene Tri-
pelspirale , die einmal im Jahr ein Sonnenstrahl bescheint .
Ebenda S. 253 : Der "Sonnenbriefkasten" ist ein Schlitz
über dem Eingang des Grabes von Newgrange , der am
kürzesten Tag des Jahres einem Sonnenstrahl erlaubt , 17


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