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Stutzig macht jedoch:
Karl Lukas , Alpenwanderungen der Vorzeit, 1966 S. 128:
In Kärnten gibt es in manchen Kirchen sogar noch richtige
Ställe zur Aufnahme der Opfertiere .
Von den noch heute in Kärnten stattfindenden Wallfahrten mit
einem mitgeführten Hammel ist schon oben die Rede gewesen.
Es könnte also doch etwas Wahres an der genannten Überlieferung
sein . Darauf , zu welchem Zweck der Stein später verwendet
worden und wo er heute angebracht ist , käme es dann
nicht an .
Der große und der kleine Bei
Nach alten Berichten soll das im Giebel der Belsener Kapelle
angebrachte Männchen im Volksmund als "großer Bei" , die über
dem Portal angebrachte Figur , die man heute als die Darstellung
eines Vogels ansieht , als "kleiner Bei" angesprochen worden sein.
Gustav Schwab S. 294 : Die Zwerge der Westseite sind
das Bild des Bei . Dieser Meinung ist auch die der Volkstradition
in Belsen . "Habt Ihr den krummen Bei betrachtet
"? fragte mich einer der Bauern .
Theophil Rupp S. 42 : Noch jetzt springen die Knaben,
wenn sie in größerer Zahl um die Kapelle versammelt
sind, um dieselbe herum mit dem Rufe : "Baal, was
machst?", "Baal, was denkst?"
Zweifelnd jedoch :
Gustav Schwab S. 294 : Doch mag diese Meinung dorthin
erst durch die gelehrte Welt , durch Pfarrer oder Schulmeister
, gekommen sein.
J. Wolf , Beiträge zur deutschen Mythologie , 18S2 S. 109:
Den Namen hat das Bild wohl nur der Bibelkunde eines
Schulmeisters zu verdanken .
777. Josenhans ( Ortspfarrer von Belsen ), Reutlinger
Gesch. blätter 3 , 1891 S. 95 : Der Verfasser hat noch nie
etwas von der bei Rupp erwähnten Sitte gehört .
G. Gundermann S. 65 : Deutlich läßt sich auch verfolgen,
wie die jeweiligen Anschauungen der Forscher bei den
Anwohnern einen Niederschlag hinterlassen haben , der
nun , durch die Zeit geheiligt , als angeblich uralte Sage
weiterlebt .
Den skeptischen Stimmen ist wohl Recht zu geben. Auch das
Männchen von Emmetzheim hat von den Gelehrten des 18. Jahrhunderts
den biblichen Namen Miplezeth und den römischen Na-
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