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Weil es sich bei dem Ortsnamen Belsen um einen Flurnamen handelt
, vermutet Duncker, Reutlinger Gesch. blätter 12, 1901 S. 23 ,
dass der Ort Belsen früher auf dem Kapellenberg gestanden habe.
Dieser Schluß ist aber keineswegs zwingend . Auch die Stadt
Neuffen liegt nicht auf dem Berg, nach dem sie benannt ist . Auf
dem Kapellenberg hätte es an dem für eine Ortschaft notwendigen
Wasser gefehlt . Die in der Umgebung der Kapelle gefundenen
mittelalterlichen Spuren können auch von einem Mesnerhaus
oder von Bauhütten stammen .
Das "älteste Gebäude im Römischen Reich" und das 'Heiden-
kirchle"
Dazu :
Gustav Schwab S. 300 : Mehrere Belsener Bürger erzählten
uns , das Kirchlein sei das älteste Gebäude im Römischen
Reich .
Th. Josenhans , Reutlinger Gesch. blätter 3, 1891 S. 8 :
Merkwürdig ist , dass , wie mir der Pfarrer von Gomaringen
erzählte , dort von einer alten Kuh erzählt wird:
"Die hat auch schon Steine herbeigezogen, wie man die
Kirche in Belsen gebaut hat" , ja , dass nach den Angaben
eines der Gomaringer Lehrer sogar in seinem Heimatort
Pliezhausen die Redensart gang und gäbe ist :
"Es ist so alt wie die Belsener Kapelle". Das ist jedenfalls
ein Beweis dafür , dass auch das Volk, und zwar
im ziemlich weiten Umkreis, sich mit der Kapelle von
Belsen zu schaffen macht und ihr ein hohes Alter zuschreibt
.
Hier handelt es sich wohl um echte Überlieferungen aus alter
Zeit, bestärkt durch die an der Belsener Kapelle angebrachten
altertümlichen Bildwerke . In der Tat hat die heutige Belsener
Kapelle eine karolingische Vorgängerkirche und letztere ist einem
am gleichen Platz stehenden gallo-römischen Tempel gefolgt .
Die Belsener Kapelle ist auch schon als "Heidentempel" und als
"Heidenkirchle" bezeichnet worden .
Ludwig Sturm , Führer durch Tübingen und Umgebung ,
1875 S. 33 : Belsen mit dem weitbekannten , merkwürdigen
Kirchle , einem alten Heidentempel , ...
Erich Jung S. 466 : Die kleine Kapelle bei Belsen wird in
nachweisbar alter Überlieferung als "Heidenkirchle" bezeichnet
.
Peter Goessler , Zeitschr. "Württemberg" 1932 S. 444:
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