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Vogel dar . Von den beiden Gruppen mit je zwei Tierköpfen
zeigt nur die eine Gruppe Widderköpfe, die andere eindeutig
Schweinsköpfe . In Südwestdeutschland sind in vielen Kirchen
römische Bildwerke neben christlichen Symbolen eingebaut worden
. Dafür gibt es , wie bereits dargetan worden ist , verschiedene
Erklärungen . Hier nur
Th. Josenhans , Reutlinger Geschichtsblätter 3, 1891 S. 96 :
Rupp ist der Ansicht , das Kreuz über den Skulpturen sei
eingefügt worden zum Zeichen seines Sieges über die
heidnischen Götter.
Erich JungS. 38 : Der Stirngiebel der Belsener Kapelle weist
uns die Gestalt eines Abgotts , der durch das darüber gesetzte
Kreuz gebannt und gebändigt ist.
Dafür , dass sich die Bildwerke in die christliche Symbolwelt der
romanischen Kirchen einordnen lassen , bringt Sydow keine Beispiele
. Eher ist das Gegenteil anzunehmen :
Schwäbisches Tagblatt vom 24. 12. 1983 : Zusammenhänge
mit christlich-biblischen Bildprogrammen lassen sich kaum
herstellen , sodass magische Bildfunktionen nicht auszuschließen
sind .
Auf jeden Fall passt das Phallusmännchen ganz und gar nicht in
die christliche Symbolwelt .
Die zwiespältige Haltung Peter Goesslers
Goessler hatte sich offenbar darin festgelegt, das die Bildwerke
an der Belsener KapeLle nicht römisch sind . Darum konnte er es
nicht verwinden , dass Ferdinand Haug und Oscar Paret , die zusammen
mit ihm die beiden Stand werke über die Römerzeit in
Württemberg herausgegeben hatten , über ihn hinweg zur Gegenmeinung
übergegangen sind.
Peter Goessler , Alemannisches Jahrbuch 1953 S. 86 : Im
Jahre 1914 hat der an sich ausgezeichnete Kenner der
römischen Provinzialkunst Ferdinand Haug gegen meinen,
des Mitherausgebers, Widerspruch in der 2. Auflage des
Stand Werkes "Die römischen Bildwerke und Inschriften
Württembergs" S. 278 seine Zweifel am römischen Ursprung
der Bildwerke , die er in der 1. Auflage geäußert
hatte , weithin zurückgenommen . Und es bedeutet endlich
einen bedauerlichen Rückschritt , dass die letzte Behandlung
der Belsener Steine in unserem zweiten Standwerk
"Die Römer in Württemberg" Band III, 1932 S. 176 Oscar
Paret aufs Neue die römische Zuweisung zu stützen
versucht hat .
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