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Auch hier räumt Goessler ein , dass die Bildwerke ein Tieropfer
dargestellt haben . Auf die Frage , aus welcher Zeit der von ihm
angenommene "ältere Bau" stammen soll, geht Goessler wohlweislich
nicht ein.
Nicht recht verständlich ist, dass Goessler , wie aus den oben
gebrachten Zitaten hervorgeht , in der Frage der Kontinuität die
Römerzeit einfach überspringen und die germanisch- christliche
Zeit unmittelbar an die keltische Zeit anschließen will . Damit sind
folgende Zitate nicht zu vereinbaren :
Peter Goessler , Zeitschrift "Württemberg" 1932 S. 443 :
Die Kontinuität des Heidnischen mit dem Christlichen ist
da am deutlichsten , wo ein gallorömischer Kultort wieder
als Kirche benutzt wird, wie auf dem Michelsberg im Za-
bergäu .
Peter Goessler , Archiv für Religionswissenschaft 25, 1938
S. 72 : In das Kapitel der Kontinuität gehört auch die
häufige Einmauerung römischer Bildwerke und Inschriften
in Kirchen und Kirchhofmauern .
Das vorchristliche Heiligtum auf dem Michelsberg im Zabergäu
stammt auch nach Goessler nicht aus keltischer oder germanischer
, sondern aus römischer Zeit .
Andere Ansichten
Wie bei dem Phallusmännchen von Emmetzheim sind auch bei den
an der Giebelseite der Belsener Kapelle angebrachten Bildwerken
seit dem 17. Jahrhundert die verschiedensten Deutungsversuche
gemacht worden . Dazu
Adolf Mettler , OAB Rottenburg I, 1899 S. 519 : Die Erklärung
der Bildwerke ist auf dem Boden der verschiedensten
Religionen, der ägyptischen, keltischen, germanischen,
römischen und christlichen Religion versucht worden. Eine
gute Übersicht gibt Josenhans , Reutlinger Gesch. blätter
3, 1891 S. 9-10.
Ebenda S. 520 : Die Tierköpfe führt man teils auf den
auch im Abendland vorkommenden phrygischen Kybele-
Kult, teils auf die römischen Suovetaurilia zurück .
Damals hat die Forschung erst in ihren Anfängen gestanden,
geschulte Archäologen hat es noch nicht gegeben. Aber seit
Gundermann , Haug/Sixt und Paret wird in der ernst zu nehmenden
Forschung ganz überwiegend angenommen , dass die Bild-
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