http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000/0078
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Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen , dass die hier in
Frage stehenden Bildwerke schon an der Vorgängerkirche der
heutigen Kapelle angebracht gewesen waren und dann in die
heutige Kapelle eingebaut worden sind. Dafür spricht , dass , wie
bereits in einem früheren Abschnitt dargetan worden ist, die
Steine mit den Bildwerken nicht in das Gefüge der heutigen Westfassade
passen , ferner , dass im Schutt der Kapelle weitere
Tierköpfe gefunden worden sind, die den an der Westfassade
angebrachten Tierköpfen entsprechen , aber älter sein müssen ,
als die heutige Kapelle . Dazu kommt , dass die Bildwerke früher
verwitterter gewesen sind als die anderen Steine der Westfassade.
Christoph Friedrich Sattler S. 311 : Die Steine, worauf die
Figuren eingehauen sind , sind den übrigen Steinen gar
nicht gleich , sondern rauher und schwärzlicht .
Gustav Schwab S. 302 : Die Steine mit den Bildern gleichen
nicht den übrigen Mauerquadern, sondern scheinen
rauher und schwärzlicht .
M. C. C. Gratianus , Die Ritterburg Lichtenstein 1844 S.
132 : Die Bildsteine unterscheiden sich auch von den rein
behauenen Steinen durch rauheres Korn und schwärzliche
Farbe.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist von Gundermann kein Unterschied
mehr festgestellt worden .
G. Gundermann S. 66 : Auch in der Farbe unterscheiden
sich die Steine nicht . Die Verwitterung ist an der ganzen
Westwand gleichmäßig . Aus dem Verwitterungszustand
lässt sich nicht schließen , dass die Steine noch vor ihrer
Einfügung in die Giebelwand im 12. Jahrhundert den zerstörenden
Einflüssen des Wetters ausgesetzt gewesen
waren .
Eine große Wahrscheinlichkeit spricht dafür , dass die verwitterten
Bildwerke in der Zwischenzeit überarbeitet worden sind , um
sie den anderen Steinen anzugleichen , vielleicht anlässlich einer
Renovation , was mit dem Scharriereisen leicht zu bewerkstelligen
ist .
Dafür , dass die Bildwerke schon an der Vorgängerkirche angebracht
gewesen waren , treten u. a. ein :
G. Gundermann S. 66 : Trotzdem sind die Bildwerke nicht
erst für den jetzigen Standort hergestellt worden. Vielmehr
sind die Steine als brauchbares Baumaterial und zugleich
als Schmuck , mit den Reliefs nach außen schon an
der früheren Kapelle angebracht gewesen.
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