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wurde sein Leib nach Trier überführt . Er muß bis dahin
aber irgendwo in der Gegend geborgen gewesen sein.
Es ist wahrscheinlich, dass die Grafen von Zollern aus
Gegnerschaft zu den Zähringern, die zu den Feinden des
Königs gehörten , auf Seiten des Königs standen . Dann
aber könnte der Sarg des Erzbischofs in der Belsener
Kapelle aufgestellt gewesen sein , bevor er nach Trier
geleitet wurde.
Jürgen Sydow, Spuren der Vergangenheit, Kunstgeschichtliche
Streifzüge rund um Tübingen 1986 S. 33:
Die Schutzheiligen der Belsener Kapelle sind mit Trier in
Verbindung zu bringen , wo in der dortigen Johanneskirche
352 der hl. Maximin beigesetzt wurde und eine bedeutende
Wallfahrt entstand . Nun wissen wir , dass der
Trierer Erzbischof Udo am 11. 11. 1078 während der Belagerung
der Burg Tübingen gestorben ist. Es ist daher
nicht abwegig, anzunehmen, dass der Erzbischof zunächst
in der Belsener Kapelle beigesetzt wurde , wodurch
die Beziehung zu Trier erklärt wäre .
Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands , Band
VI , 2. Aufl. 1965 S. 535 : Die eigentümlichen Kirchenheiligen
der Belsener Kapelle weisen auf Trier . Möglicherweise
wurde ein 1078 vor Tübingen gefallener Trierer
Erzbischof in Belsen begraben und erst später nach
Trier überführt.
Aber in der einzigen hierüber erhaltenen schriftlichen Quelle, den
Gest. Trev. MGH SS VIII S. 183 heißt es lediglich:
Hic in expeditione regis in obsidione castri Alamannorum ,
quod Tuingia vocatur , obiit relatusque a Treverensi-
bus in monasterio Sancti Petri sepultus est .
Danach ist der Leichnam nach Trier überführt und im Kloster
des hl. Petrus , also nicht in dem der Heiligen Maximin und Johannes
, bestattet worden . Von der vorübergehenden Aufstellung
oder Bestattung in einer anderen Kirche ist also keine Rede .
Ohnehin ist es höchst wahrscheinlich , dass man den Leichnam ,
der zu verwesen drohte, möglichst schnell nach Trier überführt
hat, wozu die Jahreszeit günstig war . Abgesehen davon war die
damalige Belsener Kirche recht klein ( die heutige Kapelle ist erst
im 12. Jahrhundert gebaut worden ) und abgelegen . Dort war
niemand, der des Toten im Gebet gedenken konnte. Die Grafen
von Zollern standen damals erst am Anfang ihrer Territorialherrschaft
. Es hätte auch kein Anlass bestanden, wegen eines auswärtigen
, in die damaligen weltlichen Händel verstrickten Kirchenfürsten
das Patrozinum einer Kirche zu ändern. Allenfalls
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