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hin aus , denn sie stammen noch aus römischer Zeit . Dass Spuren
des keltischen Kultes in den romanischen Bauplastiken erhalten
geblieben sind , beweisen das bezopfte Dreigesicht von
Forchtenberg und die grauenerregende Dreikopf gottheit von
Maursmünster , wovon gleich die Rede sein wird . Nicht notwendig
ist , dass man sich über die keltische Herkunft der Bildwerke
bewußt gewesen ist . Es genügt , dass sie als heidnisch oder
wenigstens als glückbringend und unheilabwehrend empfunden
worden sind. Auch dann , wenn die Bildwerke umgedeutet wurden
, legen sie immer noch Zeugnis ab für das Weiterleben alter
Formen . Dass die auch von dem Archäologen Peter Goessler und
dem Kunsthistoriker Georg Troescher vertretene Ansicht spekulativ
sei , wird man wirklich nicht sagen können . Bemerkenswert
ist immerhin , dass Bittel , zwar widerstrebend , doch die Gegenansicht
gelten lassen will .
Zu der eben genannten Umdeutung :
Georg Troescher S. 13 : Es ist nicht ausgeschlossen, dass
man ursprünglich vorchristlichen Motiven eine neue Deutung
gegeben hat .
Zuweilen liegt es nahe , dass die Umdeutung absichtlich erfolgt
ist , um die heidnische Vergangenheit vergessen zu lassen. So
hat man die Sonnenscheiben an der Tübinger Jakobuskirche als
Pilgerflaschen hingestellt und den an der nördlichen Chorbogen-
wand abgebildeten Heiligen damit ausgestattet ( s. Anhang I ).
Ein gutes Beispiel für das Weiterleben der alten Formenwelt ist
das bezopfte Dreigesicht von Forchtenberg , das in Heft XXI S.
153-161 besprochen worden ist . Hier nur :
Georg Troescher S. 16 : Aber immer noch wahrscheinlicher
erweist sich die andere Möglichkeit , dass bei dieser auffallenden
Plastik, die jedem natürlichen Empfinden Hohn zu
sprechen scheint, gleichfalls ein Rückgriff auf die in allen
Zeiten latent spürbaren keltischen Uberlieferungen vorliegen
könnte.
Emil Bock S. 43 : Es ist ein Gottesantlitz , wenn es auch
dem Bilderalphabet des alten heidnischen Schauens entnommen
zu sein scheint .
Erich Jung S. 25 : Sicher ist angesichts des archäologischen
Sachbefundes , dass der christliche Auftraggeber und der
christliche Bildhauer nicht eine christlich-kirchliche Gestalt
abbilden wollten .
Wie in Heft XXI dargelegt worden ist , sprechen die an der Figur
angebrachten Zöpfe nicht unbedingt dafür , dass es sich um eine
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