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weibliche Gottheit handelt. Forchtenberg hat zwar außerhalb
des römischen Limes gelegen , aber in einem Gebiet , das
keltisch besiedelt gewesen ist .
Zur Dreikopfgottheit von Maursmünster bemerkt :
Georg Troescher S. 14 mit Abb. 15 : Auf einem menschlichen
Körper sitzen die beiden Arme , welche am Unterarm, wie in
Tübingen , Schmuckringe tragen, und darüber , eng nebeneinander
, drei unter sich gleiche absonderlich gebildete
menschenähnliche Köpfe, deren Augen , ähnlich wie das
Tübinger Sonnensymbol , durch drei konzentrische Kreiswülste
gebildet sind. Daneben erscheinen noch drei weitere
menschenähnliche Köpfe, zwei auf dem Schoß des Unwesens ,
der dritte ist zwischen den Unterschenkeln auf den Boden
gestellt. Diese drei abgeschnittenen Köpfe weisen darauf
hin, dass noch nach der Vorstellung des 12. Jahrhunderts
der in Maursmünster abgebildeten Gottheit einstmals Menschenopfer
dargebracht worden sind. Damit dürfte der
Beweis gelungen sein , dass wir in dem in der Mitte des 12.
Jahrhunderts gearbeiteten Relief mit der Dreikopfgottheit die
späte Verkörperung einer in der keltischen Zeit verbreiteten
Gottesvorstellung besitzen, von der eine tief eingeprägte
Erinnerung mit grauenerregenden Einzelheiten damals noch
im Volke lebendig gewesen sein muß.
Georg Troescher S. 1 : Wir werden hinabzusteigen haben in
den dunklen Bereich des Absonderlichen , Monstruösen und
Grauenerregenden , in eine mit grausamer Gesittung erfüllte
Welt .
Das ist doch wohl überzeugend. Etwaige Gegner sollten erst
einmal eine andere Deutung dieser Bildwerke vorschlagen.
Nachträglich wird noch auf Folgendes hingewiesen : Nach einer
am 31. 10. 1999 vom Deutschen Fernsehen , Zweites Programm,
Terra X ausgestrahlten Sendung gibt es ein aus dem Jahr 1310
stammendes Protokoll der römischen Inquisition, wonach dem
Templerorden der Vorwurf gemacht worden ist, dass er ein drei-
gesichtiges Idol anbete .
Weitere Beispiele für das Fortleben alter Formen im frühen und
hohen Mittelalter sollen in den folgenden Abschnitten besprochen
werden .
Sonnensymbole im frühen und hohen Mittelalter
Ähnlichkeit mit den Sonnenscheiben an der Tübinger Jakobuskirche
haben die drei konzentrischen Ringe auf der Goldfibel aus
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