Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die Sonenscheiben mit den geknickt erhobenen Armen an der Tübinger Jakobuskirche
Tübingen, 2000
Seite: 55
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2000a/0063
- SS -

Sechster Teil

Ergebnis

Die im 12. Jahrhundert bei der Erweiterung der Stadt Tübingen in
der sumpfigen Ammerniederung auf einem Pfahlrost erbaute Jakobuskirche
ist um das Jahr 1500 nach Osten verlängert worden. In
den neuen Bau sind außen - getrennt voneinander - drei Relief -
platten eingefügt worden , die sich zuvor an dieser Kirche oder
an einer andern Kirche der Umgebung befunden hatten , aber
auch von weither stammen können. Bei der Renovation 1973/74
sind die Platten im 1 n n e r e n der Kirche angebracht worden,
jetzt übereinander . Auf der oberen Platte befinden sich drei konzentrische
Ringe mit links und rechts davon geknickt erhobenen,
mit Handgelenkringen versehenen Armen und einem unten angebrachten
Lappen . Die mittlere Platte zeigt drei ins Ovale verzogene
konzentrische Ringe mit Lappen oben und unten , die untere
Platte hat vier konzentrische Ringe und einen oben angebrachten
Lappen .

Schon auf den ersten Blick ist zu sehen , dass dieses Bildwerk
mit dem Christentum nichts zu tun hat . Jedoch hat man schon
lange erkannt, dass es viele Entsprechungen in der Vor- und
Frühzeit hat. In den letzten Jahrzehnten sind mehrere geradezu
frappierende Entsprechungen aus dem früher keltischen Bereich
bekannt geworden : Die drei übereinanderstehenden , mit einem
Balken verbundenen Sonnenscheiben auf der Stele von Tully
( Irland ), die kunstvoll gearbeiteten Sonnenscheiben vom Valle
di Buelna ( Nordwestspanien ) und das Steinbecken von Knowth
( Irland ), an dem drei konzentrische Ringe mit geknickt erhobenen
Armen angebracht sind . Es gibt aber noch viele weitere , weniger
frappierende Entsprechungen aus der Vorgeschichte , von denen
wenigstens ein Teil angeführt und besprochen wird .

Bei den konzentrischen Ringen des Tübinger Bildwerks handelt es
sich um ein Sonnensymbol , das in Europa seit der Jüngeren
Steinzeit verwendet worden ist. Die geknickt erhobenen Arme
kommen seit der Bronzezeit vor, so auf dem keltischen Kessel
von Gundestrup , sie sind eine Geste des Segnens und Schützens.
Das Tübiinger Bildwerk gehört wie das Dreigesicht von Forch-
tenberg und der Dreikopf von Maursmünster zu den an roman-


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