Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die Sonenscheiben mit den geknickt erhobenen Armen an der Tübinger Jakobuskirche
Tübingen, 2000
Seite: 56
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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sehen Kirchen angebrachten Abbildungen keltischer Gottheiten.
Es ist wahrscheinlich , dass die unterste Scheibe des Bildwerks
die tief stehende Wintersonne , die mittlere die Tag- und Nachtgleichen
und die oberste die Sommersonne verkörpern soll . Der
gallorömische Kult und die damit verbundenen Formen haben bei
uns bis in das frühe und hohe Mittelalter fortgelebt . Auch das
wird unter Heranziehung zahlreicher Belege und des darüber
erwachsenen Schrifttums dargelegt .

Gleicher oder ähnlicher Ansicht

Die von mir entwickelte Meinung ist keineswegs neu . Sie wird
schon seit langer Zeit vertreten und kann als die herrschende
Meinung bezeichnet werden . Das zeigen die vielen schon oben
gebrachten Zitate . Die gleiche oder eine ähnliche Ansicht wird
auch in den folgenden Zitaten zahlreicher Autoren vertreten,
unter denen sich auch Archäologen und Kunsthistoriker befinden :

Othmar Schönhut 1829 in : Tübingen , Ein Städte-Lesebuch,
hrsg. von Gert Uerding 1990 S. 218 : Die Richtung und Gestalt
der dünnen Arme der Figur hat die meiste Ähnlichkeit
mit der Menschengestalt an der Schwärzlocher Kirche .
Was das Alter dieser Figur betrifft , so stammt sie offenbar
aus vorchristlicher Zeit . Dies beweist die rohe Arbeit und
dass der Stein kein eigentlicher Baustein ist. Die Bedeutung
der Figur möchte ich aus den drei gleichsam eine
Sonne bildenden Kreisen erschließen . Wir können sie als
ein Symbol ansehen , das sich auf den alten Mithras- oder
Sonnenkult bezog .

Eduard Paulus OAB S. 236 : Außen am jetzigen Chor sind
verschiedene Steine mit rohem romanischem Bildwerk , vom
früheren Chor herrührend , eingesetzt , darunter an der
Südseite eine Sonne mit Händen , an altägyptische Symbole
erinnernd .

Erich Jung S. 354 : Man mag bei den Sonnenbildern von
Tübingen , wenn man will , auch an die berühmten Bilder
des Ketzerkönigs Echnaton denken , der an Stelle der vielen
tierköpfigen Gottheiten der Ägypter die alleinige Sonnenverehrung
einführen wollte , und an die Sonnenscheiben
, von denen Strahlen mit segnenden Händen ausgehen.

Lutz Mackensen , Volkskunde der deutschen Frühzeit, 1928
S. 37 : Um ihren Sieg zu versinnbildlichen , bringt die Kirche
gelegentlich die Figuren der überwundenen Götter oder
Kultformen an den Außenwänden der Gotteshäuser an.
Erich Jung , Mannus 20 , 1928 S. 757 : Nach meiner Meinung
noch heidnisch gemeint sind die merkwürdigen Steinbilder
an der Jakobuskirche in Tübingen .


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