Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die Sonenscheiben mit den geknickt erhobenen Armen an der Tübinger Jakobuskirche
Tübingen, 2000
Seite: 66
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Die Sonnenscheiben brachte man außen an der Jakobuskiirche an
weil sie wie Pilgerflaschen aussahen .

Wie schon bemerkt worden ist , trägt die an der nördlichen Chor-
bogenwand der Tübinger Jakobuskirche abgebildete Figur eine mit
drei Ringen versehene Pilgerflasche vor dem Leib, die genau so
aussieht , wie die an dieser Kirche gleichfalls angebrachten Sonnenscheiben
. Bei der Darstellung des Hühnerwunders hat auch
einer der Jakobspilger eine Pilgerflasche vorn an seinem Gürtel
( Abb. bei Wolf gang Lipp , Jakobs wege in Deutschland , 1991 nach
S. 80 ) . Eine hölzerne Feldflasche , die wie die späteren Pilgerflaschen
aussieht , ist auf dem Grabstein des fränkischen Kriegers
von Niederdollendorf abgebildet . Zwölf Feldflaschen sind im
alamannischen Friedhof von Oberflacht gefunden worden ( Walter
Veeck , Die Alamannen in Württemberg I Tafel IV A ) .Zu einem
Feldflaschenfragment aus Bad Buchau bemerkt:

Adolf Rieth , Fundberichte aus Schwaben N. F. 18 , 1962 S.
172 : Auffallend ist die große Dünnwandigkeit . Ergänzt man
das Fragment zu seiner einstigen Rundung , so ergibt sich
eine Form , die der aus dem Gräberfeld von Oberflacht bekannten
Form recht nahe kommt. Solche hölzernen Feldflaschen
( Pilgerflaschen ) hat es auch im späteren Mittelalter
gegeben.

Verwiesen wird noch auf Peter Paulsen / Helga Schach-Dörges,
Das Holzhandwerk der Alamannen 1990 S. 82 . Diese Flaschen
wurden aus zwei aus Holz gedrechselten Hälften zusammengesetzt
, von denen die eine ausgehöhlt und mit mehreren kreisrunden
Verstärkungen versehen war .

Es liegt nahe , dass die Sonnenscheiben deshalb an der Jakobuskirche
angebracht worden sind , weil sie das Aussehen von Pilgerflaschen
hatten. Derartige Umdeutungen sind , wie schon
oben dargelegt wurde , auch absichtlich erfolgt , um eine heidnische
Herkunft vergessen zu lassen. Die früher an der Nordseite
der Jakobuskirche in Kniehöhe über dem Boden angebracht gewesenen
beiden "Pilgerflaschen" waren für die durch das Schmiedtor
kommenden Pilger bestimmt , die an der Südseite hoch oben
angebrachte , wohl schon von Weitem zu sehende "Pilgerflasche"
für die vom Stadtinneren kommenden Pilger. So konnten die
ortsfremden Pilger die für sie bestimmte Kirche leichter finden.
Dafür gibt es auch eine Reihe von Beispielen :

Karl Kafka , Wehrkirchen in Oberösterreich und Vorarlberg,
1979 S. 79 : Dem 13. Jahrhundert gehört das Obergeschoß der


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