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Jürgen Sydow C S. 53 : Die jakobuskirche war im Mittelalter
nie Pfarrkirche, sondern immer nur Nebenkirche der Stadtpfarrei
.
Inge und Walter Jens wie oben S. 136 : Auch nach dem Umbau
blieb die Jakobskirche in Tübingen der Stiftskirche in
jeder Beziehung nachgeordnet . Jahrhundertelang predigten
in St. Jakob nur untergeordnete Theologen. Die Gottesdienste
waren schwach besucht und mußten in Zeiten großen
Arbeitseinsatzes in den Weinbergen ganz ausfallen . Vorübergehend
war die Kirche dem naheliegenden Spital als Kapelle
zugeordnet , daher der lange gebräuchliche Name "Spitalkirche
" . Erst ab 1902 konnte hier getauft und getraut
werden und erst 1909, nach Erhebung zu einer selbständigen
Pfarrei , gab es hier den ersten Konfirmandenunterricht .
Allerdings ist der Friedhof ( "gemeine Leichlege" ) am Ende des
15. Jahrhunderts von der Stiftskirche zur Jakobskirche verlegt worden
, offenbar weil bei der Stiftskirche kein Platz mehr war .
Jürgen Sydow A S. 5 : Gegen Ende des 15. Jahrhunderts
wurde der Friedhof , der sich bis dahin bei der Stiftskirche
befunden hatte , teilweise nach St. Jakob verlegt , da der
Stiftskirchenfriedhof sowohl durch den Neubau der Kirche
wie wohl auch durch die Anlegung der Universitätsbauten zu
sehr eingeengt wurde .
Das Bestattungsrecht und die damit verbundenen Stolgebühren,
um die oft heftig gestritten wurde , sind jedoch bei der Stiftskirche
geblieben. Das ergibt sich auch daraus , daß auf dem neuen
Friedhof eine Friedhofkapelle , die Konradskapelle , errichtet wurde
, die später als Anatomie gedient hat und im 19. Jahrhundert
abgebrochen worden ist . Zur Pfarrkirche ist die Jakobuskirche
erst im Jahre 1910 erhoben worden ( Land Baden-Württ. VII S. 1261 ).
Eine andere Jahreszahl wird genannt in
Württ. Städtebuch , hrsg. von Erich Keyser 1952 S. 457 :
Kapelle ohne Pfarrecht , 1902 zur Pfarrei erhoben .
Das Tübinger Spital
Ganz in der Nähe der Jakobuskirche, auf der anderen Seite der
Schmiedtorstraße , liegt das Spital . Dieses wird erstmals im Jahre
1292 genannt in einer Urkunde , in der der Probst von Sindelfingen
, der Dekan von Tübingen , der Meister und die Brüder
und Schwestern sowie die Armen des Spitals einen Bettelbrief
ausstellen. Schon früh hatte das Spital eine eigene Kapelle . Aus
den Urkunden geht hervor , dass das Spital ursprünglich bruder-
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