Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., Frei 86: M/SCHNEI
Schneider, Wilhelm
Die Sonenscheiben mit den geknickt erhobenen Armen an der Tübinger Jakobuskirche
Tübingen, 2000
Seite: 75
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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3 ) Stab III an der Südseite des Hauses ist 2, 30 m lang und
reicher gestaltet als die beiden anderen . Er zeigt oben einen
dreifachen Kreis, darin einen knöpf artigen Wulst . In der
Mitte des Stabes ist ein zweifacher Kreis , unten verläuft er
in eine Spitze . In seiner ganzen Länge zeigt der Stab eine
große Zahl von Querrippen, jede wie eine Welle aus dem
Holz herausstehend .

Von den kreisförmigen Scheiben wird die Sonne verkörpert
.

Auch auf der steinernen Stele von Tully sind Wellen angebracht ,
die allerdings schräg laufen . Die dreieckige Spitze der Pfrondorfer
Stäbe erinnert an die Zapfen der steinernen Stelen, mit denen
diese im Boden verankert gewesen sind .
Zur Deutung der Stäbe wird bemerkt von

Victor Zipperlen S. 55 : Auch die Stäbe am Doktorhof in
Pfrondorf möchte ich als Abwehrzauber-Symbole, Schutz
des Hauses gegen Blitzgefahr, beanspruchen . Soweit mir
bekannt ist, kommt dieser Blitzstab in Württemberg sonst
nirgends vor. In der Literatur ist ein Stab mit drei Ringen
abgebildet bei Otto Schell , Globus 1907 . Er befindet sich in
Vollmarshausen bei Elberfeld .

Friedrich Focke S. 22 : Dass es sich hier um eine altertümliche
Blitzabwehr handelt, um eine Art Hausamulett, das
gegen Unwetterschäden schützen sollte , hat Zipperlen richtig
erkannt. Das Pfrondorfer Beispiel scheint innerhalb Württembergs
das einzige dieser Art zu sein , während sich ausserhalb
- trotz der Vergänglichkeit des Holzes - noch einige
weitere finden .

Einen Vergleich der Pfrondorfer Stäbe mit den Sonnenscheiben an
der Tübinger Jakobuskirche macht

Friedrich Focke S. 22 : Es scheint mir nicht zu gewagt , die
Bildwerke an der Tübinger Jakobuskirche , deren "Balken"
uns ja ohnehin an eine Holzverbindung erinnert, mit Hilfe
der Donnerbalken am Pfrondorfer Doktorhaus zu deuten.
Die Umwohner der Jakobuskirche , Vorfahren unserer Weingärtner
, nahmen keinen Anstoss daran, ihre Kirche mit
einem Schutzzeichen zu versehen, dessen Abwehrkraft an
ihren eigenen Häusern sie für alterprobt hielten . Immerhin ,
das mittlerweile altmodisch gewordene Gebilde restlos zu
verwerfen, hat man sich auch damals nicht entschließen
können. Man verbannte es an weniger auffallende Stellen .
Schaden konnte das Heidenwerk, an dessen Anblick die
Umwohner nun einmal gewöhnt waren, jetzt nicht mehr ,
aber insgeheim mochte man denken , wie in ähnlichen Fällen
das Volk auch heute denkt , dass nämlich am Ende doch
etwas Heilsames dahinterstecken könnte .


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