Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 12
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Dannenbauers These hat zunächst Anklang gefunden, vor Allem
bei solchen Historikern , die , wie Dannenbauer selbst, vom Dritten
Reich her belastet waren. Überwiegend ist sie jedoch abgelehnt
worden , so von

Karl Weller , ZWLG 7, 1943 S. 98 : Dannenbauers Abhandlung
bedeutet im Ganzen einen Abweg. Nach den Erfahrungen,
die man bisher gemacht hat, werden Manche den geschilderten
Fehlgängen noch längere Zeit folgen ; es ist eben
schwer, aus den falschen Weichen des Irrtums sich wieder
zurechtzufinden. Ich zweifle aber nicht, dass sich trotzdem
früher oder später die wertvollen Ergebnisse der Forschung
wieder durchsetzen werden.

Peter Liver , ZRG GA 76, 1959 S. 376 : Dass dieses Bild vollkommen
unvereinbar ist mit der Germania des Tacitus, erscheint
als irrelevant, da Tacitus in der neuen Lehre nicht
viel gilt. Die "Adelsherrschaft" ist für den politischen Zustand
der deutschen Stämme das bestimmende Element und
steht hoch im Kurs. Von einer Verfassung spricht man am
besten nicht, angesichts dieses Gewühls von Adelsherrschaften
.

Fritz Wernü I S. 7 : Dannenbauer projezierte das Führertum
der jüngsten Vergangenheit in frühere Zeiten und beging
dabei den Fehler, den er der Wissenschaft des bürgerlichen
Zeitalters zum Vorwurf macht.

Ebenda S. 8 : Was die Wissenschaft eines Jahrhunderts mit
gewissenhafterer Arbeitsweise erreicht hatte, wurde durch
einen Mythos auf den Kopf gestellt.

Eckhart Müller-Mertens , Deutsche Literaturzeitung 81, i960
S. 43 : Dannenbauer umgeht bei der Begründung seiner
Ansicht alle im Wege stehenden Quellen .

Hermann Conrad S. 104 : Die in neuerer Zeit vertretene
Ansicht , dass im germanischen Staatswesen der Adel, gestützt
auf reichen Grundbesitz, abhängige Leute, bewaffnetes
Gefolge und Burgen , eine Herrschaft über das Volk
ausgeübt habe, verzeichnet das Bild des germanischen Staates
. Die Ungebundenheit des germanischen Bauernkriegers
gestattete im Allgemeinen eine Herrschaft nicht ( Caesar,
Bell. Gall. IV, l ; Tac. Germania c. 11 ; Tac. Hist. IV, 76 ;
Tac. Ann. VII, S4 ). Die Führer wirkten durch ihre hervorragenden
Eigenschaften und ihr Charisma, wie die antiken
Schriftsteller häufig hervorheben ( am treffendsten Tac.
Germania c. 7 und 11 ). Diesen Gaben verdankten sie, dass
ihnen das Volk folgte und sich zuweilen vorbehaltslos ihren
Entschlüssen fügte. Es ist daher zutreffender , von Adels-
F ührung statt von Adels-H errschaftzu sprechen
(Steinbach ) .

Franz Steinbach , Rhein. Viertelj.bl. 15, 1950 S. 126 : Zwischen
Adelsführung und Adelsherrschaft gibt es viele Grade
des Unterschieds.

Ebenda S. 125 : Es gab zwar Besitzunterschiede, aber durch
Tacitus ist bezeugt, dass die germanischen Gemeinfreien
keine Hörigen ihres Adels , sondern prinzipiell gleichberech-


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