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Da des dritten Salomos Eltern glänzende und vornehme Leute
waren, übergaben sie ihren Sohn dem Mönch Iso, dem zu
jener Zeit namhaftesten Lehrer, zur Ausbildung und Einführung
in den geistlichen Stand. Daraus wuchsen jedoch den
mit den höchsten Anlagen ausgestatteten Mitschülern heimliche
Regungen des Neides , und weil sie nach Abstammung
und Sinnesweise von gleicher Freiheit ( conliberales genere
et ingenuo ) waren, so ertrugen sie einmütig nicht mehr,
dass ihnen ein Fremder vorgezogen werde und dass dieser
sie, die ihm an Geburt gleich waren ( qui natalibus essent
pari ) an Fortschritten in der Wissenschaft überhole.
Daraus ergibt sich , dass die dem Stand der Freien angehörenden
Klosterschüler keine Vorrechte der Geburt anerkannten und sich
als gleich frei ansahen , wie ihr dem angehenden Adel angehörende
Mitschüler .
Aus der Zeit der Ungarneinfalle in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts
wird über Taten von "schwerttragenden Adelsherren"
( K. Bosl ) nichts berichtet. Dagegen heisst es in den Casus
s. Galli c. 64 :
Es lebte zu jener Zeit in dem Gau, den sie Frickgau nennen,
ein gewisser Hirminger, ein keineswegs großmächtiger Mann,
aber von Hand und Mut kräftig, der tapferste Vater von
sechs makkabäischen Söhnen. Hirminger griff mit seinen
Söhnen , indem sie der Lage gemäß von überall her Leute
zusammenzogen, die diesseits des Rheines lagernden Ungarn
an.
Bei diesem Unternehmen erfocht Hirminger einen vollständigen
Sieg. Das zeigt, dass von den Freien damals auch kriegerische
Aktionen zur Landesverteidigung durchgeführt worden sind.
Zwar sind die Casus sancti Galli , wie in der in dieses Heft aufgenommenen
Arbeit über die Abstammung der Weifen dargelegt
worden ist , was geschichtliche Daten und Fakten betrifft, keine
zuverlässige Quelle. Das gilt jedoch nicht in jeder Hinsicht . Insbesondere
haben die von ihm erzählten Episoden einen glaubwürdi-
digen Hintergrund .
Nicht besprochen werden kann in diesem Heft die Frage, ob bei
den Franken eine "Adelsherrschaft" bestanden hat. Hier
muss auf die Arbeit:
König Chlodwig erhielt seinen Anteil an der Beute von Sois-
sons duch das Los : Die "Adelsherrschaft" bei den Franken
( Heft IX S. 255-386 )
verwiesen werden.
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