Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 42
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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einem der Gräber von Niederstotzingen war außergewöhnlich grazil,
er gehörte dem auch in Südosteuropa und bei den Awaren
verbreiteten mediterranen Typus an ; sein Helm hätte keinem
Alamannen gepasst. Bei diesem Mann handelt es sich wohl um
einen fremden Söldner , den es in die bunt zusammengewürfelte
Mannschaft der Straßenstation von Niederstotzingen verschlagen
hatte. Friedhöfe von Strassenstationen finden sich auch bei Pfahlheim
, Derendingen-Bernhalde, Hintschingen, Friedberg, Hüfingen
und - erst vor Kurzem ausgegraben - bei Lauchheim .
Zu diesen Sonderfriedhöfen :

Peter Paulsen , Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen
, 1967 S. 152 : Dann sei vor Allem auf solche Reitergräber
hingewiesen, die ebenfalls nicht im Verband der
Reihengräberfriedhöfe liegen und in kleinen Gruppen an
Fernwegen und wichtigen Wegekreuzungen zu Tage gekommen
sind. H. Stoll hat bereits auf solche außergewöhnlichen
Gräberfelder hingewiesen.

Ebenda S. 154 : Man glaubt, einen staatlichen planenden Akt
zu erkennen . Die Reiter gehörten nicht einem lokalen Verband
an. Sie standen im Dienst einer höheren politischen
Ordnung . Ihre vorwiegendste Aufgabe war, die wichtigsten
Fernwege zu sichern .

Dass Paulsen die Gräber von Niederstotzingen im Titel seiner Arbeit
als "Adelsgräber" bezeichnet , ist nicht konsequent und hängt mit
der damaligen Mode zusammen . Besser wäre die Bezeichnung
"Gräber von Strassen-Gendarmen" . Weiter :

Berthold Schmitt , Römer und Germanen in Mitteleuropa,
1976 S. 214 : Das Gräberfeld der Strassenstation von Niederstotzingen
gewährt einen guten Einblick in die auch anderwärts
vorkommenden fränkischen Militärstationen, die zusammen
mit den fränkischen Burganlagen einen Eindruck von
der Sicherung des fränkischen Großstaates vermitteln.

Es ist anzunehmen , dass die Besatzungen der fränkischen Strassenstationen
besondere Friedhöfe angelegt haben , weil der nächste
Ortsfriedhof zu weit entfernt gewesen ist. Man kann aber
auch daran denken, dass sie gar nicht das Recht hatten , einen
Ortsfriedhof zu benutzen . Nach Pactus Alarn. c. 31 war es verboten
, Tote in fremder Erde zu bestatten . Damit hängt wohl auch
zusammen, dass die meisten Sonderfriedhöfe auf Land angelegt
worden sind, das landwirtschaftlich nicht genutzt werden konnte.
So liegt der Sonderfriedhof von Derendingen- Bernhalde auf einem
schwer zugänglichen , heute bewaldeten Vorsprung des Ram-
merts. Im Übrigen kann verwiesen werden auf die Arbeit:


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