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den Schreibern des Klosters Lorsch häufig an den notwendigen
Kenntnissen, so dass die seltsamsten Mißverständnisse
unterlaufen und überall Nachprüfung notwendig
ist.
Es liegt nahe, dass es sich die Lorscher Urkundenschreiber auch
leicht gemacht haben bei folgenden Angaben :
Cod. Laur. Nr. 2455 : in pago Neckergowe in Bissinger
marca et in Tunnestette ( Donnstetten ) .
Mit der Angabe des Neckargaues für die Bissinger marca ( Bissingen
bei Kirchheim/T.) war der in-pago-Formel Genüge getan.
Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass das in einer ganz anderen
Landschaft, hoch und jenseits des Albtraufs gelegene Donnstetten
gleichfalls zum Neckargau , zur Landschaft am Neckar, gerechnet
worden ist . Wahrscheinlich haben die Tradenten einen anderen
Namen genannt, mit dem aber die Lorscher Mönche nichts anzufangen
wussten .
Die H Gaugrenzen" hatten keine Bedeutung
Im Gegensatz zur Meinung Jänichens hatten die von ihm postulierten
Gaugrenzen im frühen Mittelalter nicht die geringste Bedeutung
, denn die Gaue waren schlichte Landschaften und keine
Herrschaftbezirke .
Dazu kommt , dass gerade die merowingische Reichsaristokratie
sehr mobil gewesen ist und sich nicht an Gaue und Gaugrenzen
gehalten hat . Es gibt kein Beispiel dafür , dass sie nur in einem
bestimmten Gau begütert gewesen ist. Dazu
Hagen Keller , Vor- und frühgeschichtliche Archäologie
der Schweiz Band V , Das Frühmittelalter , 1979 S. 64 :
Dem Adel, der im 6. Jahrhundert für den merowingischen
König tätig war, fehlt der Bezug auf einen größeren
Personenverband, jene Verwurzelung in der Siedlungsgemeinschaft
eines Dorfes, eines Gaues , einer Landschaft.
Wilhelm Störmer , Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen
Bayern , 1972 S. 3 : Die Festlegung des Adels
auf Kleinräume verkennt ein Wesensmerkmal gerade des
potenten frühmittelalterlichen Adels, nämlich die Weiträumigkeit
seiner Besitzungen und Machtbeziehungen und
damit den extensiven Charakter frühmittelalterlicher Adelsherrschaft
.
( Eigene Bemerkung : Von einem "Adel" und einer
"Adelsherrschaft" kann für das frühe Mittelalter selbstverständlich
nicht gesprochen werden ) .
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