Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 70
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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Die Meinung Jänichens, dass die Baaren "Adelsherrschaften" gewesen
seien , beruht auf der damals herrschenden These von der
germanischen und frühmittelalterlichen "Adelsherrschaft" . Diese
ist heute aufgegeben, wozu wohl auch mein 580 Seiten fassendes
Heft IX mit dem Titel "Wider die These von der Adelsherrschaft"
beigetragen hat .

Für das gehäufte Vorkommen der Baaren und Huntaren im Inneren
Alamanniens hat der Tübinger Germanist Karl Bohnenberger
( ZWLG 7, 1943 S. 136-149 ) eine ansprechende Erklärung gefunden,
auf die Jänichen nicht eingegangen ist. Nach Bohnenberger ist
das Innere Alamanniens ein toponymisches Reliktgebiet , in dem
auch andere alte Landstrichsnamen ( Fildira, Scherra, Flina, Ap-
pha) erhalten geblieben sind . In den Randgebieten jedoch haben
sich nach Bohnenberger die fränkischen Bezirksnamen mit -gau als
Grundwort und einem Gewässernamen als Bestimmungswort
durchgesetzt . Hier kann auf Heft V/VI S. 496 und Heft XII S. 93
verwiesen werden .

Als weiteren Beweis, den er als "den wohl kräftigsten" bezeichnet
, beruft sich Jänichen darauf , dass die alamannischen Adelsherren
, zu denen er die Gerolde und die Bertholde rechnet , im
Gebiet der Huntaren keinen Besitz gehabt haben . Auch das ist
nicht richtig. So waren die Bertholde auch im Swerzenhuntare
begütert und zwar in Altsteußlingen, Grötzingen und Mühlheim.
Bezeichnend ist , dass Jänichen das Swerzenhuntare, das er zunächst
als Huntare anerkannt hatte ( Württemberg und Hohen-
zollern in Zahlen 6 , 1951 S. 98) , später nicht mehr als solches
anerkannt hat.

Hans Jänichen , Vorträge und Forschungen I, 1955 S. 117:
Der pagus Swerza , der an einer anderen Stelle auch pagus
Swerzenhuntare genannt wird, kann aus verschiedenen
Gründen kein echtes Huntare gewesen sein. Die grundherrlichen
Verhältnisse zeigen , dass der pagus in seiner Hauptmasse
zur Folcholtsbaar gehörte .

Das ist wieder einer der bei Jänichen nicht seltenen Zirkelschlüsse.
Jänichen hat sich sogar so weit verstiegen, dass er das Swerzenhuntare
als "Schreiberirrtum" bezeichnet hat. Dazu

Michael Borgolte .Geschichte der Grafschaften Alamanniens
in fränkischer Zeit 1984 S. 148 : Jänichen führt den Beleg des
pagellus Swerzenhuntare von 854 auf einen Schreiberirrtum
zurück. Es ist evident, dass damit die Überlieferung zugunsten
einer wissenschaftlichen These umgebogen wird.


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