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Reichlich kompliziert ist auch die von Jänichen gebrachte Zeittafel
mit dem verwirrenden Durcheinander , dem Auf und Ab der Baa-
ren, Huntaren und Grafschaften, ihren Zerschlagungen, Aufteilungen
, Vergrößerungen und Verkleinerungen, wodurch reinen Vermutungen
die Gewissheit von geschichtlichen Ereignissen verliehen
wird. Hier kann auf Heft XII S. 95-96 verwiesen werden.
Verwiesen wird auch auf die vielen in Heft V/VI S. 507-510 gebrachten
kritischen Zitate . Hier nur
Otto Feger , ZWLG 16, 1957 S. 56 : Jänichen sieht in den
Huntaren fränkische Besatzungseinheiten, die in der zweiten
Hälfte des 6. Jahrhunderts eingerichtet wurden. Aber die
Quellen schweigen. Man kann aus diesem Schweigen nicht
ein ausgedehntes und kompliziertes System fränkischer Okkupation
in Alamannien ableiten.
Fritz Wernli II S. 42 Anm. 14 : Aus den Zufälligkeiten der
Uberlieferung wird ein System gemacht. Dass es neben den
durch die Quellen bezeugten Huntaren oder Zentenen überall
noch solche gegeben haben kann, die wegen der Dürftigkeit
des Quellenmaterials nicht überliefert sind, wird nicht in
Erwägung gezogen. Weil das im Jahre 854 bezeugte Swer-
zenhuntare in einer Baar liegt, zu deren Umklammerung die
Huntaren errichtet worden sein sollen, und deswegen nicht
in sein erkünsteltes System hineinpasst, behauptet Jänichen,
es verdanke sein Dasein einem Schreiberirrtum, während er
in einer früheren Arbeit den Bezirk noch als Huntare hatte
gelten lassen. Mit dieser Arbeit hat die "moderne Geschichtsforschung
" ihren Gipfelpunkt erreicht.
Jänichen gibt sich an manchen Stellen seiner Arbeit recht sicher,
an anderen Stellen jedoch äussert er selbst Zweifel.
Hans Jänichen , Vorträge und Forschungen I, 1955 S. 129 :
Einen Wert hat das entstandene Bild auf jeden Fall, da es
nämlich die vorhandenen Quellen und Kombinationsmöglichkeiten
in eine einheitliche Konzeption zusammenfasst
und vielleicht eine die Lösung des Problems fördernde
Diskussion wachruft. Man darf erwarten, dass die einsetzende
Kritik nicht nur die einzelnen Bausteine wieder
auseinanderreisst, sondern ebenfalls versucht, ein Bild zu
entwerfen , das alle Gegebenheiten in sich vereinigt.
Dann wird sie nämlich erkennen, dass dies gar nicht
einfach ist und dass der hier gegebene Versuch nicht
leichtsinnig , sondern deshalb vorgetragen wird, weil dem
Verfasser kein anderer Weg mit den gegebenen Mitteln
möglich erscheint .
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