Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 81
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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In den Casus s. Galii c. 16 und 21 bringt Ekkehart IV. einen ausführlichen
Bericht über den Besuch, den König Konrad I. dem
Kloster St. Gallen im Dezember 911 gemacht hat. Dabei kommt er
auch darauf zu sprechen, dass sowohl der König als auch die
Weifen von den Grafen Warin und Ruthart , den Verfolgern des
hl. Ottmar, abstammten und die Schuld ihrer Vorfahren durch Geschenke
und die Entrichtung eines Eisenzinses an das Kloster
abzutragen gesucht hätten.

Gegen die Glaubwürdigkeit des Berichts Ekkeharts IV. über die
Abstammung der Weifen sprechen viele Gründe, die in Heft I1I/IV
S. 398-405 ausführlich erörtert worden sind. Hierauf soll hier der
Einfachheit wegen verwiesen werden .

Mit dem Quellenwert der Casus S. Galli ist es ohnehin schlecht
bestellt. Schon der erste Herausgeber , Ildefons v. Arx , bemerkt
in MGH SS 2 S. 76 , es sei offenkundig , dass Ekkehart IV. in
nebensächlichen Dingen sehr viel fabuliere ( hallucinari ) . Ebenso
deutlich ist das Urteil des zweiten Herausgebers , des gediegenen
Kenners der St. Gallener Geschichte :

Gerold Meyer v. Knonau , Casus s. Galli , 2. Aufl. besorgt
von Placid Bütler, 1925 Einleitung S. XXVIII : Eine
den Anforderungen an eine lautere Geschichtsquelle entsprechende
Arbeit liegt in der Klosterchronik Ekkeharts
ganz und gar nicht vor. Die ungemeine Liebe und Anhänglichkeit
des Sohnes des hl. Gallus ist es, welche
diese bis über die Grenze des Erlaubten gehende , geradezu
tendenziös gewordene oratio pro domo zustande
gebracht hat. Dass es sich mit der historischen Glaubwürdigkeit
sehr sonderbar verhält, liegt auf der Hand.

Wattenbach-Holtzmann , Deutschlands Geschichtsquellen
im Mittelalter, Die Zeit der Sachsen und Salier , Erster
Teil , Das Zeitalter des Ottonischen Staates , Neuausgabe
besorgt von Franz-Josef Schmale 1967 S. 239 : Die historische
Unzuverlässigkeit ist in Lebenszeit und Auffassung
des Autors begründet . In den Einzelheiten lassen
sich ihm zahlreiche Irrtümer nachweisen. Auch hat ihn
die Freude an der Vergangenheit oft parteiisch gemacht
und manchmal wird dieselbe Person , je nach der Tendenz
des Abschnitts, verschieden dargestellt, ja gänzlich
verzeichnet Die kulturgeschichtliche Bedeutung des
Werkes wird dadurch nur wenig beeinträchtigt .
Hans F. Häfele , Ekkehard IV. St. Galler Klostergeschichten
, 1980 S. 81 : Für Ekkehard IV. gründet Geschichte
zuvorderst in der mündlichen Uberlieferung.


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