Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 91
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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wechselt . Während man im 19. Jahrhundert den Viten des hl.
Gallus und des hl. Ottmar die Glaubwürdigkeit abgesprochen hatte
, war man in der Mitte des 20. Jahrhunderts , insbesondere im
Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte , geneigt,
die Heiligenlegenden ohne Bedenken als glaubwürdig zu betrachten
. Neuerdings sind wieder Zweifel laut geworden , insbesondere
in den Arbeiten von Hans Lieb , sowie von Barbara und Hanno
Elbling.

Wie in Heft XVII S. 294-314 dargetan worden ist , muss der von
Bruno Krusch überzeugend begründeten Meinung , dass die Vita
Sancti Galli vetustissima erst am Ende des 8. Jahrhunderts entstanden
ist . beigepflichtet werden. Dann aber ist diese Vita
mindestens 120 Jahre nach dem Tod des Heiligen entstanden und
schon aus diesem Grund wenig glaubwürdig.

Friedrich Lotter , Deutsches Archiv 27, 1971 S. 198:
Entscheidend für den historischen Gehalt der Heiligen-
viten ist der zeitliche Abstand zwischen dem Heiligen
und seinem Biographen. Bei späterer Abfassung ist nur
ausnahmsweise mit echter Überlieferung zu rechnen.

Aber auch aus anderen Gründen kommt den Heiligenlegenden
von St. Gallen nur eine geringe Glaubwürdigkeit zu. Das ist dargelegt
worden in Heft XVII S. 454-463 und in der Arbeit :

Zitate zum Quellenwert der Heiligenlegenden im Allgemeinen
( Heft XVII S. 464-473 ).

Hierauf kann verwiesen werden. Hier nur folgende Zitate:

Wattenbach-Lervison , Deutschlands Geschichtsquellen
im Mittelalter , 6. Aufl. 1893 I S. 290 : Außer den bis
jetzt erwähnten Geschichtswerken ist uns über die Zeit
der Merowinger noch eine bedeutende Menge von geschichtlichem
Stoffe erhalten in den Legenden der Heiligen
. Ihre Lebensbeschreibungen wären unschätzbar,
wenn sie erstens nicht zu ausschließlich bloße Lobreden
wären und namentlich die weltlichen Beziehungen der
Heiligen nur ganz oberflächlich berührten, zweitens zum
größten Teil nicht erst in späterer Zeit verfasst wären.
Auch wo eine wirklich gleichzeitige Aufzeichnung vorhanden
war, besitzen wir mitunter nur eine spätere
Überarbeitung . Zum Vorlesen bestimmt und gebraucht,
mussten viele Heiligenleben der zunehmenden Bildung
angepasst werden, und leicht verbanden sich damit
Zusätze und Änderungen, welche auch den Inhalt berührten
. Noch weit häufiger aber hat man das Leben


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