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Dieser Fehler ist schon in der ersten, von Luitpold Wallach besorgten
Ausgabe der Zwiefalter Chroniken enthalten , ebenso in
Luitpold Wallach, Studien zur Chronik Bertholds von
Zwiefalten, 1933 S. 97.
Von Seelsorge ist jedoch nicht die Rede. Da Objekt nicht das
Volk, sondern die Kirche ist, kann procurare an dieser Stelle nur
"verwalten" bedeuten. Im klassischen Latein ist procurator ein
Verwalter, Geschäftsführer, Rechnungsführer. In der althochdeutschen
Glosse wird procurator mit ambaht, meier, waltboto, skuld-
heizo gleichgesetzt . Im hohen Mittelalter ist die lateinische Bezeichnung
des Kirchenpflegers außer provisor auch procurator.
Heinricus, procurator sanctorum ( Heiligenpfleger ) tritt in WUB
IX S. 48 a. 1285 als Zeuge auf.
Zur Frage, auf welche Weise Berthold zu seinen Kenntnissen über
die Leutkirche von Zwiefalten gekommen ist:
König/Müller a. a. 0. Einleitung S. 6-7 : Berthold war der
Sohn eines gleichnamigen vermögenden Edlen, der Besitzungen
in Grüningen, Gauingen und bei Neufra hatte und
dem Kloster schenkte . Im Jahre 1137, als Berthold sein
Werk zu schreiben begann, war er Kustos der Kirche und
damit Hüter des Kirchenschatzes.
Wenn die oben genannte Stelle richtig übersetzt wird, kann aus
ihr der wichtige Schluss gezogen werden, dass die Leutkirche von
Zwiefalten eine Genossenschaftskirche gewesen ist. Hier kann auf
meine in Heft XVII S. 194-208 erschienene Arbeit verwiesen werden
.
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