http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2001/0112
- 102 -
Die Größe der Siedlungen nach den Traditionsurkunden
Aus den frühmittelalterlichen Urkunden ergibt sich , dass in manchen
Orten vielfach umfangreicher Besitz übertragen worden ist, oft
von einer ganzen Reihe von Tradenten. So sind in Münsingen zwischen
775 und 809 an das KJoster Lorsch vergabt worden :
125 Unfreie ( mancipia )
18 Hufen ( hubae )
12 Hofstätten ( mansi )
80 Tagwerk Pflugland.
Zu den 125 mancipia kommen noch diejenigen , die der vir illuster
Herold von der Tradition seines Besitzes in Münsingen ausgenommen
hat. In 6 Urkunden ist an das Kloster Alles übertragen worden,
das der Tradent in Münsingen besaß ( quicquid ) , über dessen Umfang
also keine Angaben gemacht werden . Unbekannt ist schließlich
der nicht übertragene Besitz und die Zahl der freien Leute . Danach
muß Münsingen bereits im 8. Jahrhundert ein stattlicher Ort gewesen
sein.
Nach frühmittelalterlichen Urbaren haben die Klöster Fulda und
Weißenburg besessen :
in Züttlingen n. Heilbronn :
24 volle und 6 halbe Hof stellen , ferner 100 Joch dazugehörenden
Landes, Wiesen für 60 Fuder Heu;
in Renningen sw. Leonberg:
5 Hofstellen Herrenland, Wiesen für 600 Fuder, 19 Knechthofstellen
, davon 6 behauste ;
in Hemmingen n. Leonberg :
Ein Haus mit einem Herrenhof, Wiesen für 40 Fuder, 31
Knechthufen, davon 12 behauste.
Man kann gewiß nicht sagen, dass diese Orte erst im hohen Mittelalter
"verdorft" worden sind.
Nach einer sich auf die Traditionsurkunden stützenden Dissertation
von Otfried Gebhard hat es im Lobdengau in der Karolingerzeit zu
beiden Seiten des Rheines große Dörfer mit 200 Einwohnern gegeben
, nicht dagegen Einzelhöfe. Fred Schwind hat für Menzingen bei
Bruchsal 30-35 Hofstätten und 150-200 Einwohner berechnet. Dazu
noch
Walter Schlesinger , Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2001/0112