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2, 1974 S. 11 : Eindeutig ist , dass es im frühen Mittelalter nicht
etwa vorwiegend Einzelsiedlungen, sondern vor Allem relativ
große Gruppensiedlungen gegeben hat, die man als Dörfer bezeichnen
wird. Dies entspricht dem Befund der Schriftquellen,
die uns seit dem Ende des 7. Jahrhunderts zur Verfügung stehen
und die recht große Siedlungen kennen.
Walter Schlesinger , Festschrift Herbert Hellwig 1976 S. 77:
Vom Standpunkt der heutigen Siedlungsforschung aus sind alle
im Liber donationis des Klosters Weißenburg fassbaren ländlichen
Siedlungen als Dörfer zu bezeichnen.
Reinhold Schneider , Das Frankenreich usw., 1982 S. 60 : Die in
der Vergangenheit häufig strittige Bestimmung solcher Dorf-
großen ist durch eine gründliche Untersuchung von F. Schwind
auf eine neue Basis gestellt worden. Daraus ergibt sich, dass
trotz iandschaftsbedingter Unterschiede von der Lahn bis an
den Bodensee fast überall Orte mit 20, 30 , 40 und mehr Bauernstellen
zu erkennen sind, wobei die heutige Forschung nur
die Mindestgröße ermitteln kann, während Angaben darüber,
wie groß ein Ort war, ganz großen Seltenheitswert besitzen.
Uberlieferte Einwohnerzahlen
Nach den Annales Fuidenses sind im Jahre 875 in der villa Eschborn
im Niddagau bei einer Überschwemmung 88 Menschen beiderlei
Geschlechts ums Leben gekommen, im Jahre 889 in drei villae 300
Menschen . Ein Teil der Einwohnerschaft muß am Leben geblieben
sein, denn sonst hätte der Chronist das vollständige Aussterben der
Dörfer gemeldet . Auch hier sind die villae keine Einzelhöfe gewesen
.
villa ■ Dorf
In den älteren Urkunden des Klosters St. Gallen bezieht sich der
Ausdruck villa eindeutig auf eine Dorfsiedlung . Aus dem Gebiet des
heutigen Landes Baden-Württemberg werden in diesen Urkunden 51
Orte als villa bezeichnet, darunter 21 -ingen- und 7 -heim-Orte , also
alte Gruppensiedlungen . Der Anteil der -ingen- und -heim-Orte entspricht
etwa ihrem Anteil an den den Orten mit Reihengräberfeldern.
Von den 51 Orten ist etwa 1/5 später zu einer Stadt geworden .
Gleichbedeutend mit villa wird in den älteren Urkunden von St. Gallen
das Wort vicus verwendet. Bermatingen am Bodensee wird sowohl
als villa, als auch als vicus bezeichnet ( W. I n. 109 und 119 ).
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