Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 104
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Zur Bezeichnung villa und vicus = Dorf noch

Siegfried RietscheJ , Die civitas auf deutschem Boden bis zum
Ausgang der Karolingerzeit 1891 S. 44: Während noch Gregor
von Tours zwischen vicus = Dorf und villa = Meierhof genau
unterscheidet, beginnt dieser Unterschied im Laufe der Zeit
immer mehr an Schärfe zu verlieren. In der Karolingerzeit ist
er, wenigstens auf deutschem Boden , völlig verschwunden.
Villa und vicus bezeichnen in gleicher Weise eine aus mehreren
Gehöften bestehende ländliche Ansiedlung . Die Beispiele in
denen villa das Dorf und sogar das Kirchdorf bezeichnet,
zählen nach hunderten , sie finden sich in allen Traditionsbüchern
mit Urkunden des 9. Jahrhunderts . Für den Einzelhof,
gleichviel ob er allein steht oder in einem Dorfe liegt, findet
sich regelmäßig die Bezeichnung curtis. Der Sprachgebrauch
villa = Stadt , dem die französische Sprache die Bedeutung
des Wortes ville verdankt, gehört einer späteren Zeit an und
ist fast ganz auf Frankreich beschränkt geblieben.

H. Schreuer , ZRG GA 19, 1898 S. 74 : Die curtis in villa N. N.,
die in Form. Sangall. n. 16 vergabt wird , kann nur als freier
Hof im genossenschaftlichen Dorf aufgefasst werden.

Gerhard KöbJer, Blätter für deutsche Landeskunde 108 , 1972 S.
16 : Im frühen Mittelalter wird villa in den Glossen vom Abro-
gans bis Williram von Ebersberg mindestens 15 mal mit "dorF
wiedergegeben .

Fritz Langenbeck , ZGOR 102, 1954 S. 69 : "Dorf" bedeutet
zweifellos eine geschlossene Gruppensiedlung und wird nahezu
immer in diesem Sinne gebraucht. Es ist die Übersetzung von
lat. villa oder vicus der Urkunden und erscheint so auch in
den althochdeutschen Glossen.

Das Grundwort -dorf in Ortsnamen

Das Grundwort -dorf kommt in alamannischen Ortsnamen schon im
8. Jahrhundert . also seit dem Einsetzen der Urkunden , vor.

Karl Weller Besiedlungsgeschichte usw. S. 163 : Die Endung
-dorf eignet einer Gruppensiedlung. Natürlich kann sie verschiedenen
Zeiten angehören. Besonders aber ist sie für die
Frühzeit des Ausbaus kennzeichnend. In den Urkunden des
8. Jahrhunderts begegnen Beffendorf a. 769, Seedorf a. 786
und Weildorf a. 786. Ortschaften mit dem Grundwort -dorf
treten gerne in Nachbarschaftsgruppen auf , so z. B. zwischen
Horb und OberndorfVN. Dies mag auf ungefähr
gleichzeitige Entstehung zurückzuführen sein .
Walther Keinath , Orts- und Flurnamen in Württemberg, 1951
S. 26 : Umfangreiche Niederlassungen sind im allgemeinen
die mit -dorf bezeichneten. Sie treten in kleineren und grösseren
Gruppen auf , besonders am oberen Neckar, um Rottenburg
/N. und am Bodensee.


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