http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2001/0118
- 108 -
erst das Ergebnis einer langen Entwicklung ist und nicht
etwa der Landnahmezeit entstammt . Wenn nun ein Rechts-
historiker mit solcher Entschiedenheit die Wendung zum
Neuen vollzieht, darf man nun vielleicht doch die Hoffnung
hegen, dass es auch einmal eine ähnliche "moderne" Darstellung
in der Rechtsgeschichte geben wird .
Karl Kroeschell , HRG Band I , 1971 S. 764 : Die Siedlungs-
geschichte erkannte, dass das Dorf in seiner früher für ursprünglich
gehaltenen Form des Haufendorfs erst seit dem
hohen Mittelalter entstanden ist , und die Archäologie vermochte
auch für Südwestdeutschland eine Vielzahl von
Kleinsiedlungen der Frühzeit nachzuweisen .
Heinrich Dannenbauer ZWLG 16, 1957 S. 27 : Da bleibt von
den alten Lehren fast kein Stein auf dem anderen. Das Dorf
in seiner spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Gestalt ist
etwas Neues, das erst im Verlauf der Jahrhunderte geworden
ist . Das Ursprüngliche sind weilerartige kleine Gruppen
von Höfen, die erst in späterer Zeit zusammengelegt worden
sind.
Wilhelm Abel , Geschichte usw. S. 17 : Für das aiamannische
Gebiet konnte nachgewiesen werden, dass die heutigen Dörfer
zu einem erheblichen Teil aus Einzelhöfen hervorgegangen
sind.
Gegen die neuere Lehre habe ich schon im Jahre 1979 angekämpft in
Heft Vil/Vlll S. 2 : Die nunmehr völlig verkrustete Meinung
von den Einzelhöfen und Gehöftgruppen als der Urform wird
fast wie ein Glaubensatz verteidigt, besonders in der Regionalforschung
Südwestdeutschlands. Und doch können die
dafür angeführten Argumente der schon längst fälligen kritischen
Uberprüfung nicht standhalten .
Die unzureichenden Argumente der neueren Meinung
Die von der neueren Meinung ins Feld geführten Argumente können
nicht überzeugen . Das gilt sowohl für die von Hermann Stoll auf
Grund der Bestattetenzahl des Reihengräberfeldes von Haiifingen
errechnete "Bevölkerungsexplosion" , wie von den mehreren Reihen-
gräberfeidern auf derselben Gemarkung , aus denen man in keiner
Weise schließen kann, dass sie einst zu verschiedenen Siedlungen
gehört haben. Die von Walter Veeck herangezogenen Zeigverhältnisse
von Altbach sprechen weder für zwei verschiedene Zeigverbände,
noch gar für zwei voneinander getrennte Siedlungen . Für die immer
wieder ins Feld geführte spätere Siedlungskonzentration ( "Verdor-
fung" ) gibt es nicht den geringsten Beweis. Die Entwicklung ist
vielmehr umgekehrt verlaufen: Auf den großen Urmarken sind im
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schneider2001/0118