Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 109
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Laufe der Zeit viele Tochtersiedlungen angelegt worden , die Zahl
der Siedlungen hat sich nicht verringert, sondern beträchtlich vermehrt
.

Die "Bevölkerungsexplosion" von Hailfingen

Nach Hermann Stoll , Der Alamannenfriedhof von Hailfingen in
Württemberg 1939 S. 42 soll die Einwohnerzahl von Hailfingen zwischen
dem Anfang des 6. Jahrhunderts und dem Ende des 7. Jahrhunderts
von 20 auf etwa 250 Personen angewachsen sein , sich also
in knapp 200 Jahren mehr als verzehnfacht haben. Das wird
entschieden abgelehnt von

Willi A. Boelcke , Ludwigsburger Geschichtsblätter 27, 1975 S.
11 : Die von den Frühgeschichtlern errechnete reichliche Verzehnfachung
der Bevölkerung während etwa 1 1/2 Jahrhunderten
übersteigt alle Grenzen des uns bekannten und möglichen
Bevölkerungswachstums . Die berechnete Steigerungsquote ist,
näher betrachtet , absolut irreal und absurd.

Willi A. Boelcke , Protokoll der Tagung des Alemannischen Instituts
, Arbeitsgruppe Tübingen vom 29. 1. 1977 S. 2 : Die von
der archäologischen Forschung vertretene Auffassung, dass im
6./7. Jahrhundert eine gewaltige Bevölkerungsexplosion stattfand
, ist als überholt zu betrachten. Der Siedlungsausbau dieser
Zeit dürfte bereits in einer reichlichen Verdoppelung der
Bevölkerung seine hinreichende Erklärung finden.

In der von Stoll durchgeführten Berechnung sind offenbar Fehler
enthalten . Der erste Fehler liegt in einer zu späten Datierung der
Grabfunde :

P. Donat und E. Ullrich , Hoops Reallexikon , 2. Aufl. II S. 352:
Die extrem hohen Unterschiede zwischen dem 6. und dem 7.
Jahrhundert in Hailfingen sind durch Mängel der Datierung
bedingt.

Hermann Ament , 53. Bericht der Rom.-German. Kommission
1972 S. 311: Aber seit 1939 ( Hailfingen ) haben sich die Chronologievorstellungen
beträchtlich gewandelt. Stets weisen die
älteren Autoren dem 7. Jahrhundert erheblich mehr zu, als ihm
zukommt. Auch wird das Ende der Belegung durchweg schematisch
um 700 angesetzt, was keineswegs immer zutrifft.
Rainer Christlein , Protokoll der Tagung des Alemannischen
Instituts, Arbeitsgruppe Tübingen vom 21. 1. 1977 S. 8 : Gerade
am Beispiel von Hailfingen ist recht deutlich geworden, dass
die stolzen Zuwachszahlen des 7. Jahrhunderts auf einer zwar
dem damaligen Forschungsstand entsprechenden, heute aber
überholten Chronologie beruhte . Damals herrschte eine starke
Tendenz zur Spätdatierung . Wir wissen heute , dass die Grä-


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