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ber, die StolJ damals in die l. Hälfte des 7. Jahrhunderts datierte
, sämtlich in die Mitte des 6. Jahrhunderts gehören, d. h.,
dass die Bevölkerungsexplosion, die Stoll in Hailfingen aus
dem Mißverhältnis der Gräber des 6. und 7. Jahrhunderts herauslesen
wollte, sich dadurch nivelliert. Das ist inzwischen allgemein
anerkannt. Auch Joachim Werner hat diese Korrektur
längst vollzogen. Sie wird in den letzten Jahren durch die
Dendrochronologie unterstützt. Gerade Hailfingen ist ein Beispiel
dafür, dass man in den großen Friedhöfen des Altsiedel-
landes nun keinerlei Bevöikerungsvermeh rung mehr feststellen
kann. Das ist auch bei dem großen Friedhof von Schretzheim
bei Dillingen zu beobachten.
Hermann Ament , Germania 55, 1977 S. 133 : Vor einigen Jahren
ist es zu einer erheblichen Umbewertung dessen gekommen,
was man früher dem 7. Jahrhundert zugewiesen hat. Es ist
leicht zu zeigen, welche Irrtümer entstehen können, wenn
solche scheinbar absoluten Datierungen übernommen und zum
Ausgangspunkt weiterer Folgerungen gemacht werden .
Außer der falschen Datierung kommen auch noch andere Fehlerquellen
in Betracht . So spricht vieles dafür , dass der aus Ostfrankreich
und Belgien gekommene Brauch der Reihengräberbestattung sich in
Alamannien nur langsam durchgesetzt hat , dass er zunächst nicht
alle Bevölkerungsschichten erfasst hat und dass es eine Zeit lang
noch Brandgräber gegeben hat , die bis jetzt nicht erkannt worden
sind. Hier kann auf Heft Vl/VIU S. 32-33 verwiesen werden .
Mehrere Reihengräberfelder auf der gleichen Gemarkung
Zur Zeit Veecks haben im damaligen Land Württemberg 152 Ortsgemarkungen
zwei oder noch mehr Reihengräberfriedhöfe aufgewiesen.
Daraus hat man leichthin den Schluß gezogen, dass die auf der
gleichen Gemarkung liegenden Gräberfelder zu verschiedenen Siedlungen
gehört hätten, die später in dem heutigen Ort aufgegangen
seien . Man ist also davon ausgegangen , dass jede alamannische
Siedlung nur ein einziges Gräberfeld gehabt hat. Diese Prämisse ist
jedoch keineswegs sicher . Dazu
Robert Gradmann , Berichte zur deutschen Landeskunde 5,
1948 S. 110 Anm. l : Dazu möchte ich hier nur die Frage
aufwerfen : Hat in vorchristlicher Zeit das Bedürfnis nach
einem einheitlichen Gemeindefriedhof überhaupt bestanden ?
Jenes Bedürfnis scheint erst aufgekommen zu sein mit der
Sitte, die Toten in geweihter Erde neben der Kirche, "im
Kirchhof*, zu bestatten. Wo nur eine einzige Kirche vorhanden
ist , wie im Dorf die Regel , gibt es naturgemäß auch
nur einen einzigen Gemeindefriedhof . Für die vorchristliche
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