Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 114
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Die von der Gegenmeinung postulierte Siedlungskonzentration
kann es nicht gegeben haben. Wäre diese Meinung richtig , dann
müssten vor Allem die ältesten Siedlungen, die -ingen- und
-heim- Orte , davon betroffen worden sein. Das ist jedoch keineswegs
der Fall. Nach Ingeborg Veith , Wüstungen im Neckarland
und auf der Schwäbischen Alb, Diss. phil. Tübingen 1957 S.
39 sind im Neckarbecken von 78 spätmittelalterlichen Wüstungen
45 = 57% Ausbau- und Rodesiedlungen , 19 = 24% Einzelhöfe und
nur 14 = 17% Siedlungen der Landnahmezeit gewesen. Im Oberen
Gäu entfallen von 58 Wüstungen des Spätmittelalters 37 = 63% auf
Ausbau- und Rodesiedlungen , 19 = 25% auf Einzelhöfe und nur 6 =
10% auf Dörfer der Landnahmezeit. Gleicher Meinung:

Willi A. Boeicke, Ludwigsburger Geschichtsblätter 27 . 1975 S.
20 : Die -ingen-Orte bewiesen während der verschiedenen
mittelalterlichen Wüstungsperioden die nachweislich größte
"Resistenz" . In Relation zur Gesamtzahl der einst vorhandenen
-ingen-Orte kommen auf sie prozentual die geringsten
Abgänge.

Von den bairischen -ing-Orten ist nach Edward Wallner, Altbairi-
sche Siedlungsgeschichte 1924 S. 29 nur ein geringer Teil wüst
geworden.

Überhaupt sind im Früh- und Hochmittelalter nur wenige Orte
wüst geworden , mehr dagegen im späten Mittelalter. Dietrich
Weber, Die Wüstungen in Württemberg, 1927 S. 197 schätzt für
Württemberg bei insgesamt 1038 abgegangenen Orten die Zeit des
Wüstwerdens

bis zum 9. Jahrhundert bei 53 = 5%
9. - 11. Jahrhundert bei 31 = 3%
12. - 13. Jahrhundert bei 202 = 20%
14.- 15. Jahrhundert bei 478 = 50%.

Die meisten Wüstungen sind also erst im späten Mittelalter entstanden
.

Der Hauptgrund für den spätmittelalterlichen großen Wüstungs-
prozess hat in einem allgemeinen Bevölkerungsrückgang gelegen,
der durch Kriege. Seuchen. Hungersnöte und Agrarkrisen verursacht
worden war. Wilhelm Abel , ZAA 9, 1961 S. 41 nimmt an,
dass die Bevölkerung Deutschlands zwischen 1340 und 1470 um
mindestens 20-30% abgenommen hat . C. J. Rüssel kommt auf
Grund einwandfreier Unterlagen zu dem Schluß , dass die Bevöl-


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