Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 122
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Wie von Ganahl , ZRG GA 60, 1940 S. 200 dargelegt worden ist,
hatte nach den St. Galler Urkunden die Dorf mark in der Regel einen
Durchmesser von 4-6 km .

Die älteste und ursprünglichste Bezeichnung der Dorfmark ist die
nach dem Namen der Sippe, die sich in dem inmitten der Mark
liegenden Ort niedergelassen hatte. In den Urkunden erscheint der
Sippenname im Genetiv Plural der deutschen starken Deklination.
Dafür folgendes Beispiel :

Karl-Hans Ganahl , ZRG GA 61, 1941 S. 28 : Hungaer, Sohn
des Teutgaer , schenkt 761 den Erbteil, der ihm von seinem
Vater zu Liptingen ( Lipdahingum) hinterlassen worden ist,
und Alles, was ihm nach dem Gesetz in Liupdahingo marca
zukommt.

Benedikt Bilgen, Geschichte Vorarlbergs , 2. Aufl. 1976 I S.
248 Anm. 108 : Diese Namensform steht im zweiten Fall der
Mehrzahl und ist eine Form der Zeit, die den Ortsnamen
auf -ingen noch als Personengruppenbezeichnung empfand .

Weitere Beispiele :

Adolf Bach, , Deutsche Namenkunde I, 2 S. 185 : Um 851
begegnet die Wendung in Heimortingo marca , in der Mark
der Heimertinge ( Gen. Plur. ) .

Fritz Langenbeck , ZGOR 102, 1954 S. 81 : Plural-Genetive
echter Insassen-Namen wie -ingen mit marca sind : in fine,
qui dicitur Grimingo marca , in marca Gisalolfinco , d. h.
"Mark der Griminge" ," Mark der Gisalolfinge". In Thüringen
und Ostfranken erscheint in den Fuldaer Urkunden meist ein
schwacher Genetiv : in Eibingono marca a. 804 , in finibus
Uetarungono a. 867 .

Ebenda : Diesen Sinn vermitteln uns eindeutig Latinisierungen
im Genetiv Plural wie : in marca Baringensium a. 829 ( =
Baringen ) , in fine Runingorum ( = Renans bei Lausanne ).

Vielfach wird die Mark auch nach dem Namen der Bewohner bezeichet
. der aus dem Ortsnamen mit dem angehängten Suffix -ari,
im Gen. Plural -aro oder -arro gebildet ist . Dazu

Adolf Bach , Rhein. VjBl. 10, 1940 S. 83 : Schon beim Einsetzen
der althochdeutschen Quellen bezeichnet man die Einwohner
einer Siedlung durch die an den Siedlungsnamen angehängte
Endung -er, wie wir noch heute " die Koblenzer" ,
"die Berliner", "die Münchener" sagen. Diese Endung beruht
auf einem germanischen -uarios , Verteidiger, Bewohner. So
begegnet a. 821 die Form Pinuzolf-ing-aro dorf, "das Dorf
der Pinuzolfinger".


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