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zerfielen wiederum in Gewanne , deren Anzahl sich in erster
Linie nach der Ertragslage , bedingt durch unterschiedliche
Bodenbeschaffenheit, Höhenlage, günstige Abdachung , und
nach der Entfernung von den Hofstätten des Dorfes richtete.
Die einzelnen Gewanne waren wieder in eine bestimmte
Anzahl gleichförmiger Feldstücke, die eigentlichen Äcker,
unterteilt. Diese bildeten meist lange und schmale, parallel
liegende Ackers treifen .
Dafür, dass es die Gewannflur schon im frühen Mittelalter gegeben
hat , gibt es verschiedene Anhaltspunkte . Damals hat man
sich bei Landübertragungen bei der Bezeichnung des Grundstücks
in der Regel mit der Angabe des Gaues, der Ortsmarkung und,
soweit nicht der gesamte Besitz ( quicquid ) übertragen wurde ,
auch der Angabe der Größe ( in Morgen, Jauchert usw. ) begnügt
. Dafür folgende Beispiele :
Form. Sangall. mlsc. n. 2 , MGH Form. S. 380 : quicquid
proprietatis in hodierna die visus sum habere in pago ill. in
loco qui dicitur ill.;
W. II n. 449 a. 8S6 : in viila Phorra jugera quinque ;
W. II n. 762 a. 910 : VII juchos in Waldchiricharo marca.
Die genaue Lage, etwa nach den Angrenzern oder nach dem Namen
der Flur , wird also nicht angeben . Dazu
Franz Staab, Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein
in der Karolingerzeit 1975 S... 282 : Die Urkunden des 8. und
9. Jahrhunderts geben bei Äckern keine nähere Beschreibung
nach Angrenzern und Flurnamen.
Die genaue Lage wird jedoch dann angegeben, wenn es sich um
große, zusammenhängende, offenbar außerhalb der Gewannflur
liegende Grundstücke handelt, insbesondere um Bifänge und Neu-
brüche .
Form. Aug. Coli. B n. 13 , MGH Form. S. 354 : Hoc est,
quod vendidi : In pago nuncupante ill. unum wanc, qui ab
orientali parte ipsius rivi , qui in illum lacum defluit, adjacere
videtur.
W. I n. 3S2 a. 834 : in pago Nibalgauwe in loco Wintirsteti
nuncupato novales III juxta aquam Eschaa ( = Eschach ).
W. II n. 394 a. 84S : unum wilare juxta Utinishusun ad orien-
talem plagam sitam , sicut ibidem elaboratum et comprehen-
sum habeo .
Im ersten Beispiel handelt es sich um ein großes Grundstück
( wanc = wang ) , im zweiten um drei Neubrüche , im letzten
sogar um einen geschlossenen Weiler.
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