Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 145
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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denen ein Janger, weißrindiger Haselstab steckte . Aus mehreren
Indizien darf man folgern, daß der Tote zu Lebzeiten
mit richterlicher Gewalt ausgestattet war.

Bei dem Haselstab handelt es sich um einen Heimbürgenstab.

Nach den Schlettstatter Vergilglossen wird der heimburgo von
den vicini gewählt Die Frage, was die frühmittelalterlichen vicini
gewesen sind , ist in der Arbeit

Die vicini in den frühmittelalterlichen und die geburen und
nachgeburen in den hochmittelalterlichen Quellen ( Heft XIV

S. 489-515 ) ,

sowie in Heft XXIV S. 125-129 ausführlich besprochen worden . Es
ist anzunehmen , dass die vicini der Schlettstatter Vergilglossen
denen des salischen Rechtes entsprechen . So auch :

Walter Schlesinger , Vorträge und Forschungen VIII , 1964 S.
79 : Jedenfalls sind die vicini der Schlettstatter Vergilglossen
die gleichen vicini , die bereits in merowingischer Zeit gegen
den Zuzug eines neuen Siedlers in die villa Einspruch einlegen
können und ein Näherrecht an erblosen Liegenschaften
haben.

Dann aber handelt es sich bei den vicini der Schlettstatter Vergilglossen
um Angehörige einer Markgenossenschaft . Dies umso
mehr, als von diesen vicini ein anderes Organ der Markgenossenschaft
, der Heimbürge , gewählt wird.

Was unter dem lutumo der Schlettstatter Glossen ( lutumo latine
heimburgo ) zu verstehen ist , ist schwer zu sagen. Im Schrifttum
ist darüber nichts zu finden. Zuweilen wird statt lutumo
auch lucumo gelesen, so von

Starck-Wells, Althochdeutsches Glossen Wörterbuch 1978 S.
263 : heimburgo = tribunus , lucumo .

Bei lutumo-lucumo muss es sich um ein lateinisches Wort handeln
, denn das dahinter stehende Wort latine kann sich nicht auf
das folgende deutsche Wort heimburgo beziehen. Das Wort lucumo
kommt im klassischen Latein auch vor :

Pauly-Wissowa , Realencyclopädie der klassischen Altertumswissenschaften
, 13. Band 1927 Sp. 1706 : Lucumo = lat.
Form eines etruskischen Wortes, das nach Servius "König"
bedeutet.

Eine Gleichsetzung dieses lateinischen Wortes mit heimburgo
ergibt aber keinen Sinn. Man könnte jedoch daran denken, dass
das Wort lutumo oder lucumo erst eine mittellateinische Bildung
ist, aber für das Mittellateinische ist es nirgends bezeugt.


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