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Im zweiten Beispiel hatte ein ganzes Osch den Namen Gebreite .
Im letzten Beispiel hatte die Breite 16 Jauchert, war also recht
groß.
Die Entstehung der Breiten der Herrenhöfe
Die Breiten der Fron- und Herrenhöfe sind dadurch entstanden,
dass ein Grundherr zum Zweck der leichteren Bewirtschaftung
einzelne nebeneinandser liegende Ackerstreifen der Gewannflur
durchTausch oder Kauf erworben und dann zu einem großen
Block vereinigt hat. So vertauscht das Kloster Hirsau in Cod.
Hirs. 50 b ( WVjH 10, 1888 S. 59 ) in Gültstein viele Äcker und
Wiesen mit 21 mittleren und kleinen Grundbesitzern , wobei es
sich im Gewann "Malmen" drei Äcker geben lässt.
Häufig wurden auch einzelne, in der Mark des gleichen Dorfes
gelegene Äcker miteinander getauscht , meist in der Absicht , damit
eine "Breite" zu schaffen. Dafür folgende Beispiele, wobei bemerkt
wird, dass mit "locus" wohl das Gewann gemeint ist, in
dem der betr. Acker gelegen hat :
W. II n. 500 a. 864 : Tausch von drei iugera gegen drei andere
in loco, qui dicitur Williberc ;
W. II n. 629 a. 883 : X iugera gegen alia X in Cluftirna mar-
cha;
W. II n. 721 a. 902 : iurnaies tres de optima terra gegen
jugerum unum in duobis iocis situm in viila Stammheim;
B. I n. 987 a. 887 : agrum I et dimidium gegen iugera III in
eodem loco.
Zu diesen Tauschaktionen und deren Zweck folgende Zitate:
Karl Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter.
Neudruck i960 , I, 1 S. 442 : Der Grundherr konnte ein Gewann
des Hufenlandes durch Erwerb der Streifen ganz in
seine Hand bringen.
Karl Theodor v. Inama-Stemegg , Die Ausbildung der großen
Grundherrschaften während der Karolingerperiode 1879 S. 95 :
Oft handelt es sich dabei nur um Austausch einzelner Ak-
kerstücke, um den allzu fühlbaren Übelständen der Gemengelage
zu entgehen und eine gewisse Selbständigkeit der
Bewirtschaftung zu erlangen.
Karl Theodor v. Inama-Stemegg , Deutsche Wirtschaftsgeschichte
bis zum Schluss der Karolingerperiode , 2. Aufl.
S. 428 : Die Herrengüter , soweit sie innerhalb einer Markgenossenschaft
lagen, haben wohl ihr Hoffeld allmählich
ganz aus der Gewannflur herausgezogen und in getrennten
Lagen außerhalb derselben angeordnet ( Beispiele bei Meit-
zen ) .
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