Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 2001/4932
Schneider, Wilhelm
Überholte Lehrmeinungen zur frühmittelalterlichen Geschichte
Tübingen, 2001
Seite: 165
(PDF, 37 MB)
Bibliographische Information
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Varia

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- 16S -

wässerte, sumpfige Wiese .

Schweizerisches Idiotikon V Sp. 594 : Brühl = Ort oder Vorplatz
eines Ortes, wo ehedem ein Gehölz oder eine Viehweide
war und der entweder in eine fette Wiese umgewandelt
oder bei zunehmender Bevölkerung der Städte dem Bau einer
Vorstadt aufgeopfert wurde.

Die bei einer Stadterweiterung entstandene Tübinger Untere Stadt
ist auf einem im sumpfigen Ammertal gelegenen Brühl , der zur
Allmende von Tübingen gehört hat, erbaut worden. Dazu meine

Arbeit:

Die Sonnenscheiben mit den geknickt erhobenen Armen an
der Tübinger Jakobuskirche , 2000 S. 5-7 ) .

Der Grund für den Wandel der Bedeutung des Wortes Brühl vom
"eingehegten Landstück" in "nasse Wiese" ist wohl darin zu suchen
, dass beim fortschreitenden Landesausbau vor allem feuchte
und mit Buschwerk bestandene Niederungen, die für den Ackerbau
nicht geeignet waren, für die WiesenkuJtur gewonnen worden sind.
Dass die Brühle schon im frühen Mittelalter zum Heuen verwendet
worden sind , ergibt sich u. a. aus

Cap. n. 143 a. 806, MGH Cap. I S. 295 c. 4 : Kund und zu
wissen, dass Wir nicht wollen, dass ein freier Mann gezwungen
wird, auf Unseren Brünlen zu arbeiten.

Briimer Urbar , hrsg. von Ingo Schwab, 1983 S. 182 : Dort ist
ein Brühl, aus dem 20 Fuder Heu gewonnen werden können.

Ebenda S. 210 : Wenn er im Brühl mäht, soll er ein Brot
erhellten.

Dazu noch

Karl Theodor v. Inama-Stemegg , Deutsche Wirtschaftsgeschichte
bis zum Schluss der Karolingerperiode , 2. Aufl.
1909 I S. 550 : Die Wiese scheidet immer mehr aus dem Gemeinland
aus und wird zum Objekt eines Sondereigentums
mit selbständiger Bewirtschaftung . Sowohl kleine Grundbesitzer
, als auch große Grundherren bereiten sich Sonderwiesen
auf gerodetem Waldland wie in den sumpfigen Niederungen
der Flusstäler.

Hermann Bikel S. 9S : Während das Ackerland als Grundlage
einer jeden bäuerlichen Wirtschaft galt , erschienen die Wiesen
lange Zeit nur als Pertinenzstücke der Hufen . Sie werden
neben Weiden und Wäldern als Bestandteile der gemeinen
Mark aufgeführt . Doch mußte auch hierin ein Wandel
eintreten seit der intensiveren Nutzung des Ackerlandes im
Dreifeldersystem. Für die Dreifelderwirtschaft waren abgesonderte
, permanente Wiesen unentbehrlich , denn die ewige
Weide reichte höchstens im Sommer , der Winterbedarf muss-
te auf eigenen Wiesen gewonnen werden.


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