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Mit dem schwäbischen Flurnamen Boll, Bol oder Bohl hat das
nordische bol also nichts zu tun . Zudem bestehen auch sprachliche
Bedenken, denn das schwäbische Wort hat ursprünglich ein
kurzes, das nordische aber ein langes o . Hierauf hat schon
Oskar Brendle S. 116 hingewiesen und Folgendes bemerkt :
Wie man die Sache dreht oder wendet : Es führt kein Weg
von dem schwäbischen zu dem nordischen Wort und der
Gedanke einer Verwandtschaft oder gar Identität zwischen
den beiden Wörtern muss deshalb vom sprachwissenschaftlichen
Befund her entschieden abgelehnt werden.
Auch wenn man mit Karl Siegfried Bader, Studien zur Rechtsgeschichte
des mittelalterlichen Dorfes I S. 41 das nordische bol als
"Pflugland" deutet, passt es nicht zum schwäbischen Wort Boll,
Bol oder Bohl , denn letzterer ist früher meist Allmende gewesen
und auch heute ist er, trotz der vielen Rodungen, nur zu einem
kleinen Teil Ackerland. Bader widerspricht sich auch, denn an anderer
Stelle bemerkt er :
Karl Siegdfried Bader , Studien zur Rechtsgeschichte des
mittelalterlichen Dorfes III, 1973 S. 158 : Gemeinsam mit
Jänichen möchte ich daran festhalten, dass es sich beim Bol
mindestens in Einzelfällen nicht um eine Geländebezeichnung
handelt , sondern um ein besonderes Siedlungs- und Nutzungsgebiet
.
Diese "Einzelfälle" müssten erst einmal genannt und bewiesen
werden. Interessant ist immerhin, dass Bader nur noch von "Einzelfällen
" spricht.
Zu den zweifelhaften Methoden K. S. Baders bemerkt :
Oskar Bandle a. a. 0. S. 169 : Zum Schluß sei noch eine kurze
methodische Bemerkung erlaubt. Es ist grundsätzlich bedenklich
, auf dem bloßen Anklang zweier Namens Wörter eine
so weitreichende Hypothese aufzubauen und erst nachher
die Sprachforschung aufzufordern, sich dazu zu äußern.
Zeigt sich dann, dass die These sprachwissenschaftlich unhaltbar
ist, so kommt der Einspruch dagegen eigentlich zu
spät, da sie bereits in alle Welt verbreitet und natürlich umso
schwerer zu berichtigen ist, je interessanter sie sich gibt.
Leider hat die Hypothese Baders und Jänichens Verwirrung angerichtet
. Heinrich Beck in Hoops Reallexikon 2. Aufl. III S. 210 hat
sich länger als notwendig und völlig unkritisch mit ihr beschäftigt
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