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von Embryonalanlagen durch Implantation artfremder Organisatoren. 617
allerdings übertrieben). Es liegt nahe, zu vermuten, daß sie aus anderem
Material gebildet wurden, nämlich aus den stark pigmentierten Zellen
der animalen Keimhälfte. Daß diese zur Bildung von Urwirbeln befähigt
sind, haben die Versuche von 0. Mangold (1922, 1923) bewiesen.
Diese Zellen müßte das Implantat bei seiner Einstülpung mitgenommen
haben, ein Vorgang, der durch die Jugend des Wirtskeims (Blastula)
begünstigt worden sein mag. Auf diese Möglichkeiten wird später
zurückzukommen sein; ebenso auf die sehr merkwürdige Tatsache,
daß das Implantat nicht in der Längsachse der von ihm induzierten
Organe liegt, sondern mit ihr einen spitzen Winkel bildet.
Experiment Triton 1922, 132. Der Organisator wurde einem cri-
status-'Keim bei vorgeschrittener Gastrulation (mittelgroßer Dotterpfropf
) median dicht über dem Urmund entnommen und einem gleich
alten taeniatus-'Keim. eingepflanzt
. Das Implantat zog ^mm»« ^ü^fe
sich napfförmig nach innen
ein. Der cristatus-'Keim, welchem
im Austausch das taenia-
£%<s-Stück implantiert wurde,
entwickelte sich zu einer Larve
mit primären Augenblasen, die
derSchnittuntersuchung durch
einen Zufall verloren ging. Im
Neurulastadium hatte das Implantat
median im hinteren
Ende der Medullarplatte gelegen
und bis an den Urmund
gereicht; der Schluß der Wülste
war an diesem Hinterende verspätet
und wohl auch nicht ganz vollkommen erfolgt; ähnlich, aber
in viel geringerem Maße abnorm, wie bei Triton 1922, 131b.
Am taeniatus-Keim ist im Neurulastadium, 191/2 Stunden nach der
Operation, vom Implantat nichts mehr zu sehen; an seiner Stelle liegen
zwei kurze Wülste, die einen Schlitz umgeben. Sie verlaufen schräg
über die Ventralseite des Keimes, in der Aufsicht von hinten links nach
vorn rechts. Etwa 25 Stunden später sind die Medullarwülste zusammengerückt
(Abb. 20); links ventral am Keim liegt das schon erwähnte
Gebilde, die beiden Wülste mit dem von ihnen umgebenen Schlitz,
stärker in die Länge gestreckt, vorn den Medullarwülsten in spitzem
Winkel sich nähernd (Abb. 19 und 20). Weitere 22 Stunden später
läuft diese sekundäre Embryönalanlage vorn flach aus, während sie
hinten weit über die Oberfläche vorragt. In diesem Bereiche scheinen
sich Urwirbel abzugliedern. Etwa 28 Stunden später hat der Keim
Abb. 19. Abb. 20.
Abb. 19 und 20. Um 132. Der taeniatus-Keim im
Neurulastadium; die sekundären Medullarwülste von
der rechten Seite (Abb. 19) und von oben (Abb. 20)
gesehen. 20 X-
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