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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/spemann1924/0041
von Embryonalanlagen durch Implantation artfremder Organisatoren. 631

ihnen das sekundäre Medullarrohr blind endigt. Das könnte daher
kommen, daß das Ektoderm in diesem Querschnitt vom primären
Organisationszentrum aus zur Bildung der betreffenden Abschnitte
des Medullarrohrs und der Hörblase veranlaßt wurde; und daß am
sekundären Medullarrohr der vordere Abschnitt mit den Augenblasen
fehlt, könnte seinen Grund darin haben, daß die sekundäre Anlage nicht
bis in die Höhe der Augenregion der primären hineinreichte. Während
danach also das primäre Organisationszentrum für den Ausbildungsgrad
auch der sekundären Anlage in letzter Linie mit verantwortlich wäre,
könnte auch die andere Annahme zutreffen, daß der Defekt auf einen
Mangel des implantierten Organisators zurückzuführen ist. Es könnten
ihm bestimmte Teile des Organisationszentrums gefehlt haben, die zur
Induktion von vorderer Medullarplatte mit Augenanlagen nötig wären.

Überlegungen ganz ähnlicher Art wurden schon früher angestellt,
bei Besprechung eigentümlicher Defekte an Doppelbildungen, die
nach etwas schräger Schnürung in frühen Entwicklungsstadien entstehen
(vgl. Spemann, 1918, S. 534/6). Das Medullarrohr des benachteiligten
Vorderendes kann so stark defekt sein, daß es in der Höhe
der Hörblasen ohne Anschwellung blind endigt, genau wie das Medullarrohr
der sekundären Embryonalanlage des eben besprochenen Experimentes
. Dabei ist auch hier das Auffallende, daß die vier Hörblasen
der beiden Köpfe in gleicher Höhe liegen. Zur Erklärung wurden prinzipiell
dieselben Möglichkeiten erwogen; die neue Methode erlaubt
vielleicht eine exakte Entscheidung zwischen ihnen.

Interferenzen zwischen den beiden Organisationszentren, dem primären
und dem implantierten sekundären, sind Komplikationen und
daher vorläufig möglichst zu vermeiden. Bei fortgeschrittener Analyse
sind wertvolle Aufschlüsse über die feinere Wirkungsweise der Zentren
von ihnen zu erwarten.

Von besonderer theoretischer Wichtigkeit ist die Frage, ob die
beiden Embryonalanlagen sich abgesehen von sichtbarer Interferenz
in ihrer Größe gegenseitig beeinflussen oder genauer gesagt, beschränken.
Daß das durchaus im Bereiche der Möglichkeit liegt, folgt aus einfachen
experimentellen Tatsachen. Man hätte von vornherein annehmen
können, daß im Ektoderm der beginnenden Gastrula die prä-
sumptive Medullarplatte schon in scharfer Umgrenzung determiniert sei.
Dem widerspricht ihre Vertauschbarkeit mit präsumptiver Epidermis.
Nun könnte es die Masse des Organisationszentrums sein, welches mit
seiner Wirkungsgröße auch die Größe der Medullarplatte bestimmt.
Aber auch dies wird widerlegt durch die Tatsache, daß man durch Wegnahme
der ventralen Hälfte des Keims, bei welcher das Orsranisations-
Zentrum nicht berührt wird, auch die Größe der Medullarplatte so herabdrücken
kann, daß ihr normales Verhältnis zum verkleinerten Ganzen


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