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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/spemann1924/0042
632 H. Spemann und Hilde Mangold: Über Induktion

annähernd gewahrt bleibt (Ruud- Spemann 1923, S. 102 ff.). Es muß
also irgendeine Rückwirkung des Ganzen auf den Teil stattfinden.
Diese könnte z. B. darin bestehen, daß gewissermaßen ein Sättigungsgrad
mit den einzelnen Anlagen für den Keim spezifisch ist, der in einem
verkleinerten Keim naturgemäß früher erreicht wird als in einem
größeren normalen. Wenn etwas Derartiges verwirklicht ist, so ist
auch zu erwarten, daß eine zweite Anlage beschränkend auf die erste
einwirkt. Zur Prüfung dieser Verhältnisse sind feinere messende Untersuchungen
nötig, die mühsam aber lohnend sein werden.

Die erörterten Möglichkeiten setzen zum Teil die eine, zum Teil
die andere der beiden Grundauffassungen über die Art der Induktion
voraus. Es gilt daher festzustellen, ob schon jetzt Tatsachen vorliegen,
welche eine Entscheidung in der einen oder anderen Richtung gestatten,
und zu erörtern, welcher Art die Experimente sein müßten, durch die
solche Tatsachen zutage gefördert werden könnten.

Ob der Vorgang der Invagination selbst, wie die erste Annahme es
will, einen Gesamtzustand erzeugen kann, der die weitere Entwicklung
in bestimmte Richtung lenkt, wird sich nicht leicht durch eindeutige
Experimente entscheiden lassen. Man könnte versuchen, ob passive
Unterschiebung dieselbe Wirkung hat wie aktive Einstülpung, indem
man etwa präsumptives Ento-Mesoderm eines Keimes im ersten Beginn
der Gastrulation unter das Ektoderm eines anderen Keimes bringt und
dann prüft, ob es dort die gleiche Wirkung auszuüben vermag, wie
etwa Ento-Mesoderm einer vollendeten Gastrula, welches die Leistung
der Invagination schon hinter sich hat. Aber selbst bei ganz klaren
positiven Ergebnissen wäre damit das Hauptproblem, die harmonische
Gliederung im Anschluß an die Gastrulation, seiner Lösung nicht wesentlich
näher gebracht.

Was nun die andere oben dargelegte Annahme betrifft, daß nämlich
das Implantat sich vermöge der ihm innewohnenden Entwicklungstendenzen
nicht nur einstülpt, sondern auch weiter differenziert, so
ist hier gleich eine einschränkende Bemerkung zu machen. Von vornherein
läge ja die Möglichkeit vor, daß das implantierte Stück sich
unter reiner Selbstdifferenzierung zu genau denselben Teilen weiter
entwickelt, die es auch am Ort seiner Entnahme gebildet hätte, und
daß es dabei dasjenige, was ihm zum Ganzen fehlt, aus der indifferenten
Xachbarschaft dazu nimmt. Eine solche vollkommene Selbstdifferen-
zierung des Organisators findet aber wohl sicher nicht statt, sonst
müßte das Implantat nachher für die kleinere sekundäre Anlage zu groß
sein. Da, beziehungsweise soweit es sich ihr harmonisch einfügt, ist auch
über sein Material anders disponiert als bei der normalen Entwicklung.

Gegen seine vollkommene Selbstdifferenzierung sjjrechen vielleicht
auch Ergebnisse von W. Vogt (1922), welcher fand, daß ein Stück aus


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