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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/spemann1924/0045
von Embryonalanlagen durch Implantation artfremder Organisatoren. 635

keine Störung mit sich, läuft die Entwicklung, welche diesseits des trennenden
Schnittes begonnen hatte; jenseits desselben weiter, so war sie dort
jedenfalls vom Augenblick der Durchtrennung ab selbständig gewesen.

Ein klares Beispiel hierfür aus dem Tatsachenbereich der Amphibienentwicklung
ist die fortschreitende Bildung des Urmundes bei der Gastrulation
. Sie beginnt median mit der Bildung der oberen Urmund-
lippe und schreitet von da nach den Seiten fort, um endlich beim kreisförmigen
Schluß in der unteren Urmundlippe die Mediane wieder zu
erreichen. Dabei drängt sich dem Beobachter ganz unwillkürlich die
Anschauung auf, daß immer der in Einstülpung begriffene Teil die
angrenzenden Zell n der Randzone mit in den Vorgang hineinzieht.
Wenn man nun aber die dorsale Keimhälfte mit der oberen Urmundlippe
abtrennt, so wird dadurch die Bildung der seitlichen und unteren Urmundlippe
nicht verhindert, ja nicht einmal merklich verzögert; und
dies gilt nicht nur für die frontale Durchschneidung zu Beginn der
Gastrulation, wo eine etwaige von der oberen Urinundlippe ausgegangene
Determination die Linie der Durchtrennung schon überschritten haben
könnte; es gilt auch für die frontale Durchschnürung im Zweizellenstadium
. Wäre die Gastrulation der ventralen Keimhälfte unter ^
blieben, so wäre das noch kein bindender Beweis für eine fortschreitende
Determination; daß die Gastrulation erfolgt, schließt zum mindesten
die Notwendigkeit des Zusammenhanges aus.

Nach prinzipiell derselben Methode verfuhr Braus (1906), als er die
Skelettentwicklung der Brustflosse von Selachierembryonen analysierte
. Deren erste Anlage ist bekanntlich eine Hautfalte, in welche
die Muskelknospen von den Myotonien des Rumpfes her einwachsen.
Die Skelettstäbe der Flosse dagegen differenzieren sich aus dem Meso-
derm heraus, welches die Hautfalte erfüllt, und zwar die mittleren
Stäbe zuerst, worauf die Differenzierung kranial- und caudalwärts fortschreitet
. Trennt man nun durch einen Schnitt das noch indifferente
Bildungsgewebe von den schon in Differenzierung begriffenen Skelettstäben
ab, so geht zwar die histologische Entwicklang zu Vorknorpel
und Knorpel weiter, aber es unterbleibt die Gliederung in einzelne
Skelettstäbe. Das räumliche und zeitliche Fortschreiten dieser Gliederung
beruht also offenbar auf einer im indifferenten Gewebe fortschreitenden
Determination.

Man kann diese Verschiedenheit des Differenzierungsgrades in einem
gegebenen Zeitpunkt mit v. Uhisch (1923) ein Differenzierungsgefälle
nennen; ein solches ist selbstverständliche Voraussetzung einer fortschreitenden
Determination, ohne daß diese notwendig aus ihm folgen
müßte.

Diese Vorstellung der fortschreitenden Determination führt von
selbst auf die andere zurück, daß es im sich entwickelnden Keime


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