Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 14
(PDF, 83 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Reinkarnation.

Von Milan Lukaszczyk, Breslau.

• Es gibt wenige Lehren, für welche sieh so viele Stimmen erhoben haben, wie für den
Gedanken der öfteren Inkarnation. Die angesehensten Führer alier Völker, die hervorragendsten
Vertreter in Literatur und Kunst fanden die Erklärung für unser rätselhaftes
Dasein in dem Gedanken wiederholter Verkörperungen.

Die Kulturvölker des Ostens haben diese Lehre von jeher als etwas ganz Selbstverständliches
betrachtet. Aber auch im Oceident Avar die Idee der Reinkarnation nicht
unbekannt, wenn auch nicht in dem Umfange wie im Orient. Pythogoras, Plato, die
Kabbalisten, Neuplatoniker, Gnostiker, ja sogar die alten Germanen, sowie eine grosse Anzahl
abendländischer Dichter und Denker bis hinauf in unsere Zeiten waren überzeugt von der
öfteren Wiederkehr auf unserem Planeten.

So z. B. Goethe:

„Des Menschen Seele gleicht dem Wasser; Vom Himmel kommt es, zum Himmel
steigt es, Und wieder zur Erde muss es, Ewig wechselnd.*'

Oder weiter (zu Falk):

„Ich bin gewiss, wie Sie mich hier sehen, schon tausendmsl dagewesen zu
sein, und hoffe, wohl noch tausendmal wiederzukommen."

Ferner (zu Frau von Stein):

„Sag, was will das Schicksal uns bereiten, Warum band es uns so rein genau?
Ach, Du warst in abgelebten Zeiten Meine Schwester oder meine Frau!"

Ueberhaupt sind die Schriften Goethes eine Fundgrube des Okkultismus zu nennen,
und jeder wahrhafte Forscher dürfte dort sicher des Wissenswerten genug ünden.

In seiner „Erziehung des Menschengeschlechts sagt der Dichter L e s s i n g :

„Aber warum könnte jeder einzelne Mensch nicht mehr als einmal auf dieser
Welt vorhanden gewesen sein? Ist diese Hypothese darum lacherlicb, weil sie
die älteste ist ?

Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse,
neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin?

Bringe ich auf einmal so viel weg, dass es der Mühe, wieder zu kommen,
etwa nicht lohnt?"

Der Philosoph Sehe p enhauer spricht in „lieber den Tod und sein Verhältnis zur
Unzerstörbarkeit unseres Wesens an sich" folgende Gedanken aus:

„Jedes neugeborene Wesen tritt frisch und freudig in das neue Dasein und
geniesst es als ein geschenktes: aber es gibt und kann kein geschenktes geben:
sein frisches Dasein ist bezahlt durch Alter und Tod eines abgelebten, welches
untergegangen ist, aber den unzerstörbaren Keim enthielt, aus dem dieses neue
entstanden ist: sie sind ein Wesen."

Novalis sagt in seinen „Fragmenten" :

„Sollte es nicht auch drüben einen Tod geben, dessen Resultat irdische Geburt
wäre ?"

In seiner „Seiina" ruft uns Jean Paul zu:

„Lasset einer Ansicht des Daseins, welche ein Plato, ein Pythagoras und ganze
Völker und Zeiten nicht verschmähten, wenigstens ihr volles Recht zukommen."

Voltaire meinte:

„Die Auferstehung ist eine ganz natürliche Sache: es ist nicht erstaunlicher,
zweimal als einmal geboren zu werden."

Und der scharfsinnige Lichtenberg

..kann den Gedanken nicht los werden, dass ich gestorben war, ehe ich
geboren war."

Den Reinkarnationsgedanken spricht auch der Dichterfürst Schiller mit den
Worten Karl Moor's aus:

„Oder willst Du mich durch immer neue Geburten und immer neue Schauplätze
des Elends von Stufe zu Stufe zur Vernichtung führen?"


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